Zobel (A6) Code

Herkunft / Verwendung: Zobel war ein manuelles Chiffrierverfahren und wurde von der Nationalen Volksarmee (HptNZ, LSK/LV, VM, FuTR und FuTP) und den Grenztruppen der DDR als Verfahren mit der Substitutionstabelle A6 (Codetabelle) ab 1961 eingesetzt. Hier standen keine maschinelles Chiffrierverfahren im größeren Umfang zur Verfügung.

Die sich aus der Kodierung mittels Substitutionstabelle ergebene Zahlenkolonne wurden dann noch einmal mit Wurmtabellen per Vernam (One-Time-Pad)-Verfahren verschlüsselt, um sie sicher zu machen. Das Verfahren wird in den Dienstanweisungen unter dem Tarnnamen "Kobra" bzw. "Python" beschrieben.

Das One-Time-Pad-Verfahren gilt als mathematisch beweisbar sicher, solange die Zufallszahlen-Teil wirklich zufällig und geheim sind und nur einmalig benutzt werden. Bei der hier eingesetzten Vernam Verschlüsselung wurden die Zahlenkolonne aus der Substitutionstabellen-Kodierung und die Zahlenkolonne der Wurmtabelle allerdings nicht wie im OTP-Verfahren üblich per XOR, sondern durch Addition der Ziffern unter Wegfall des Übertrages miteinander verknüpft (siehe auch Additiv Chiffre mit Ziffern). Dieses Verfahren hieß im Stasi-Jargon "Ziffernadditionsverfahren" (oder auch Verfahren 001) und wurde 1975 in der Dienstvorschrift GVS-ZCO/122/75 festgelegt. Das Ergebnis dieser Verknüpfung ist eine weitere Zahlenkolonne mit der gleichen Länge wie die Ursprungszahlenkolonne, welche dann meist in Fünfergruppen eingeteilt und übertragen wurde.

Allerdings wurden bei ZOBEL und KORALLE die Wurmtabellen mehrfach benutzt, was das Wurmchiffrierverfahren an dieser Stelle unsicher machte. In der Beschreibung wird deshalb darauf hingewiesen, dass die Information innerhalb von 3 Tagen an Informationsgehalt verloren haben muss.

Die Chiffrierverfahren ZOBEL und KORALLE wurden ab 1968 durch das Verfahren TONI-2 abgelöst.

Beschreibung des Algorithmus



Zur Kodierung von Buchstaben nach Zahlen wird der Buchstabe in der Tabelle gesucht und in die Zeilenbezeichnung links geschaut. Befindet sich der gesuchte Buchstabe in der ersten, nicht betitelten Zeile, so ist nur eine Ziffer zu notieren. Ansonsten sind zwei Ziffern zu notieren: Die der Zeile und die der Spalte.

Zur Dekodierung geht man umgekehrt vor: man schaut zuerst, ob die vorgefundene ersten Ziffer in der ersten, unbeschrifteten Zeile steht. Dann hat man den Buchstaben sofort gefunden. Ansonsten benutzt man noch eine Ziffer mehr und nimmt den Buchstaben, der sich durch die zuerst genannte Zeile und die als zweite genannte Spalte ergibt.

Die nachfolgenden Tabelle zur Enkodierung und Dekodierung erleichtern die Sache:

Substitutionstabelle Enkodierung ZOBEL
,=15 -=68 -=17 .=18 /=43
0=000 1=111 2=222 3=333 4=444
5=555 6=666 7=777 8=888 9=999
A=62 B=13 C=66 D=46 E=5
F=10 G=49 H=41 I=0 J=47
K=12 L=60 M=67 N=2 O=61
P=65 Q=44 R=8 S=3 T=7
U=64 V=11 W=45 X=19 Y=69
Z=16 Ä=48 Ö=14 Ü=42 ß=40
Leerzeichen = 68KRYPTOGRAFIE.DE


Substitutionstabelle Dekodierung ZOBEL
0=I 000=0 2=N 3=S 5=E
7=T 8=R 10=F 11=V 12=K
13=B 14=Ö 15=, 16=Z 17=-
18=. 19=X 40=ß 41=H 42=Ü
43=/ 44=Q 45=W 46=D 47=J
48=Ä 49=G 60=L 61=O 62=A
64=U 65=P 66=C 67=M 68=-
69=Y 111=1 222=2 333=3 444=4
555=5 666=6 777=7 888=8 999=9
68 = LeerzeichenKRYPTOGRAFIE.DE


Die Sonderzeichen-Abkürzungen haben folgende Bedeutungen: Die Chiffre ist eine Substitutionstabelle nach dem Straddling Checkerboard-Verfahren. Der dort beschriebene Algorithmus kommt hier zur Anwendung.

Beispiel

Klartext:Beispielklartext
Chiffrat:13503 65056 01260 62875 197
B e i s p i e l k l a r t e x t 13 5 0 3 65 0 5 60 12 60 62 8 7 5 19 7

Code / Chiffre online dekodieren / entschlüsseln bzw. kodieren / verschlüsseln (DeCoder / Encoder / Solver-Tool)

Quellen und weiterführende Links

Weitere Informationen zum manuellen Chiffrierverfahren Zobel auf der Website von Jörg Drobick