Winkel Chiffre
Kategorisierung: | Kodierungen / symbolbasiert |
Siehe auch: | HVD Schrift, Quadoo Schrift, Three-Squares Code (auch Quadrat-Chiffre) |
Herkunft / Verwendung: |
Die Winkel-Chiffre ist eine monoalphabetische Substitutions-Chiffre mit einem mnemotechnischen Schlüssel. Monoalphabetische Substitution bedeutet, das jedem Klartext-Buchstaben genau ein Geheim-Symbol zugeordnet ist, durch welches es stets ersetzt wird. "Mnemotechnischer" Schlüssel bedeutet, dass der Schlüssel aufgrund eines leicht zu merkenden Musters oder einer nachvollzeihbaren Vorgehensweise (Algorithmus) aus dem Gedächtnis erstellt werden kann. Die Zuordnung zwischen Klartextbuchstaben und Geheimzeichen erscheint auf den ersten Blick willkürlich und zufällig. Ein Wissender kennt aber das System, wie er mithilfe zweier Quadrate diese Zuordnungen einfach aus dem Gedächtnis munter Zuhilfenahme von Papier und Bleistift sichtbar macht. Dazu zeichnet er ein Quadrat auf kariertes Papier, mit den Seiten jeweils den karierten Linien auf dem Papier folgend, also "flach auf einer Seite stehend". Dann zeichnet er ein weiteres, größeres und um 45 Grad gedrehtes Quadrat an den Außenlinien des ersten Quadrates entlang, es entsteht ein äußeres, auf der Spitze stehendes Quadrat. Danach verlängert er die Linien des inneren Quadrates noch um einen oder zwei Zentimeter. Dadurch entstehen viele unterschiedlichen Winkel an den Berührungspunkten von innerem und äußeren Quadrat. Im nächsten Schritt werden diese Winkel nun beschriftet. Dafür werden bestimmte, gut merkbare Regeln aufgestellt. Diese könnten sein (Beispiel Kuhlemann, siehe unten):
Welche Muster den historischen Vorlagen von Schneickert (1900) und Franke (1982) vorgeschwebt haben mag, dass darf die geneigte Leser selbst eruieren. Hierzu sei angemerkt, das Franke scheinbar entgangen ist, dass zum Beispiel der Winkel für B dem Winkel für I entspricht. Dasselbe gilt für D und S, F und O, G und P und so weiter. So teilen sich viele Paare den gleichen Winkel und der Klartextbuchstabe ist nicht eindeutig. Schneickert hingegen hat die inneren (doppelten) Winkel gleich ausgelassen und dafür die Doppelungen auf die rechten Winkel gelegt. Y hatte er nicht vergeben, was ich mit einer Kopie von V belegt habe, weil sich beide Buchstaben ähnlich sehen. Dem Dopplungsproblem bin ich (Variante Kuhlemann) dadurch begegnet, dass ich Außenwinkel durch eine Unterbrechung der (eigentlich nur gedachten) äußeren Linie gekennzeichnet habe. Dadurch wird die Chiffre dann eindeutig. Gesagt sei noch, dass solchartige geometrischen Figuren mit mnemotechnischen Schlüssel schon im 16. Jahrhundert verwendet wurden, siehe auch Freimaurer Chiffre und Templer Chiffre. Als Vorlage für die einzelnen Zeichen der Winkel-Chiffre dienen zwei Quadrate, wobei das innere gegenüber dem äußeren um 45 Grad verdreht ist. Dadurch ergeben sich zahlreiche Winkel, die mit den Buchstaben des Alphabets besetzt werden. |
Übersetzung der Buchstaben / Geheimzeichen - nach Kuhlemann (2023)


Übersetzung der Buchstaben / Geheimzeichen - nach Franke (1982)


Übersetzung der Buchstaben / Geheimzeichen - nach Schneickert (1900)


Beispiele
Klartext: | Beispielklartext |
Kodiert nach Kuhlemann: | ![]() |
Kodiert nach Franke: | ![]() |
Kodiert nach Schneickert: | ![]() |
Code / Chiffre online dekodieren / entschlüsseln bzw. kodieren / verschlüsseln (Decoder / Encoder / Solver-Tool)
Quellen, Literaturverweise und weiterführende Links
(1) Franke, Herbert W.: Die geheime Nachricht, Umschau Verlag 1982, S. 35
(2) Schneickert, Hans: Moderne Geheimschriften, Dr. Haas'sche Druckerei, 1900, S.58
(2) Schneickert, Hans: Moderne Geheimschriften, Dr. Haas'sche Druckerei, 1900, S.58