Lochstreifen Codes

Siehe auch:Lochkarten
Herkunft / Verwendung:
Der Lochstreifen ist kein Code ansich, sondern eher ein Datenträger; so wie eine Diskette oder ein Magnetband. Es gibt Lochstreifen aus meist gelblichem Papier oder auch aus Kunststoff, wenn von einer höheren Materialbelastung ausgegangen wird, zum Beispiel zur Verwendung von immer wieder kehrenden Programmen.

Der Lochstreifen ist sowohl Eingabe- oder als Ausgabemedium. Das heißt, man kann mit ihm Daten zwischen zwei Maschinen transportieren. Das Ergebnis einer Maschine kann die Eingabe einer anderen darstellen.

Ein Beispiel dazu: in den frühen zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhundert gehörte folgendes zum Arbeitsalltag eines Programmierers:
  • Entwurf eines Programmes in Klarschrift (etwa Cobol). Außerdem Entwurf passender Testdaten.
  • Eingabe des Programmes in einen Fernschreiber bzw. Lochstreifenterminal und Ausgabe des Quelltextes und der Testdaten als Papier-Lochstreifen
  • Einlegen des Kunststoff-Lochstreifens für das (binäre) Programm "Cobol-Compiler" in den Großrechner
  • Auf Aufforderung des Compilers: Einlegen des Papier-Lochstreifens mit dem Quellcode
  • Der Compiler kompliliert den Quelltext und gibt a) eine Fehlermeldung aus oder b) gibt einen Lochstreifen mit dem binären Programm aus.
  • bei a) musste der Programmierer den Fehler korrigieren und den Quelltext-Lochstreifen korrigieren: bei kleinen Fehlern mit einem Handlocher; bei größeren Fehlern durch neue Lochstreifen-Teile
  • Einlegen des Lochstreifens mit dem binären Programm in den Großrechner
  • Auf Aufforderung des eigenen Programmes: Einlegen des Lochstreifens mit den Testdaten
  • Entnahme des Lochstreifens mit den Ergebnisdaten
  • Benutzen des Lochstreifenterminals zum Ausdrucken der Testdaten in Klartext bzw. wenn es sich um Plotterdaten handelt mit einem Plotter bzw. mit einem anderen Gerät mit Lochkarten-Eingabeschnittstelle
  • Überprüfen des Testdatenergebnisses. Bei Erfolg war der Programmierer mit der Programmierung fertig. War das Ergebnis nicht wie erwartet, Korrektur des Programmes: es geht wieder von vorne los.
Lochstreifen gibt es aber schon viel länger. Sie wurden schon im 18. Jahrhundert zur Steuerung von Webstühlen verwendet. Auch die Verwendung in Drehorgeln oder Pianos zum Abspielen eines Musikstückes ist eine alte Anwendung.

Richtig wichtig wurden Lochstreifen beim Einsatz in der Telegrafie und bei Fernschreibern Mitte des 19. Jahrhunderts. Zuerst wurde hier der Morse-Code übertragen, Kurze Signale (.) als zwei senkrecht übereinanderstehende Löcher, Lange Signale (-) als zwei diagonal angeordnete Löcher. Hier kamen also zwei Lochreihen untereinander zum Einsatz.

Der Baudot-Code und der daraus resultierende Murray-Code, der auch als Fernschreibcode des 20. Jahrhunderts bekannt ist, kodieren hingegen Buchstaben und Ziffern in fünf Lochreihen untereinander. Pro kodiertes Zeichen wird eine horizontale Lochstreifenspalte verwendet. Diese Lochstreifenart heißt auch 5-Kanal-Lochstreifen.

Mit Aufkommen der Computer kamen dann auch binären Kodierungen, nämlich EBCDIC und ASCII auf. Zuerst in 7 Bit, also als 7-Kanal-Lochstreifen mit 128 möglichen Zeichen, später mit 8 Bit (256 Zeichen) als 8-Kanal-Lochstreifen.

Der 8-Bit-ASCII-Code ist auch bei heutigen Computern noch üblich, wurde aber schon lange durch andere Datenträger wie Disketten, Magnetband, Festplatten, Flash-Speicher usw. abgelöst.

Lochstreifen führen heute nur noch ein Nischen-Dasein als Archivierungsmedium aufgrund zweier Vorteile: 1. sie sind sehr haltbar, insbesondere, wenn man sie zum Beispiel aus Metall anlegt, indem man Löcher in einen Blechstreifen stanzt. 2. Sind die auch ohne Zusatzgeräte mit bloßem Auge dekodierbar; man benötigt lediglich eine Dekodierungstabelle.

Beispiel

Klartext:Beispielklartext
Kodiert als Baudot-5-Kanal-Lochstreifen:
Kodiert als Murray-5-Kanal-Lochstreifen:
Kodiert als ASCII-8-Kanal-Lochstreifen:

Code / Chiffre online dekodieren / entschlüsseln bzw. kodieren / verschlüsseln (DeCoder / Encoder / Solver-Tool)



Quellen, Literaturverweise und weiterführende Links

Artikel bei Wikipedia