Geheimschreiber T52 Chiffriermaschine
Kategorisierung: | Chiffrier-Maschinen |
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Herkunft / Verwendung: |
Der deutsche Geheimschreiber T52, erfunden von August Jipp und Ehrhard Roßberg und hergestellt von Siemens & Halske ab 1932, hieß offiziell Schlüsselfernschreibmaschine und vereinte die Funktionen eines Fernschreibers und einer Chiffriermaschine miteinander in einem schweren, voluminösen Gerät. Die britischen und US-amerikanischen Kryptoanalytiker gaben ihr den Decknamen Sturgeon (Stör, der Codename für die Geheimschreiberfamilie der Deutschen war passenderweise Fish). Insgesamt wurden zwischen 600 und 1200 Maschinen hergestellt. Während die Enigma-Maschine vor allem durch mobile Truppenteile für taktische Nachrichten benutzt wurde, kam die T52 auf der Kommandoebene der Luftwaffe zum Einsatz, für den Fronteinsatz war sie zu unhandlich. Ursprünglich für die deutsche Kriegsmarine entwickelt, setzte die Luftwaffe den Geheimschreiber ab 1942 ein und betrieb sie stationär. Die alliierten Geheimdienste versuchten natürlich, die T52 zu knacken. Anfangs tat man sich mit dem Abhören schwer, weil die Fernschreiber in Deutschland meist über Draht und nicht über Funk versendet wurden. Als die Deutschen das neutrale Schweden dann aber fragte, ob man die Leitungen nach Norwegen mitbenutzten könne, änderte sich die Situation. Schweden willigte ein und konnte ab diesem Zeitpunkt alle Fernschreiben zwischen Berlin und Oslo mitlesen. Nach einiger Zeit des Datensammelns und -analysierens konnte der Kryptologe Arne Beurling dann die T52 knacken und es wurde eine funktionsgleiche Kopie gebaut, womit nur noch die wechselnden Tagesschlüssel zu knacken waren. Da die Deutschen die Schlüssel immer um Mitternacht wechselten, schoben die schwedischen Kryptologen Nachtschichten und hatten den neuen Schlüssel meist am nächsten Morgen für die Dechiffrierung parat. Unabhängig davon versuchten auch die Briten im Bletchley Park die T52, die sie dort Sturgeon nannten, zu brechen. Da die Briten aber nicht über so zahlreiches Datenmaterial wie die Schweden verfügte, taten sich diese schwerer und konnten eher nur vereinzelt Nachrichten dechiffrieren. Die Wehrmacht setzte im Laufe des Krieges die untereinander inkompatiblen Varianten T52a/b, T52c, T52d und T52e ein. Die Varianten a und b waren kryptographisch schwach. Die T52d hingegen war ein entscheidend verbessertes Gerät, das die erkannten schwerwiegenden Fehler der Vorgänger nicht mehr aufwies, etwa eine kleine Handkurbel zum Rücksetzen der Schlüsseleinheit, welche dazu führte, dass sehr viele verschlüsselte Nachrichten mit identischem Schlüssel verschickt wurden. Die T52e schließlich, die ab Mai 1943 eingesetzt wurde, stellte die Schweden vor unüberwindbare Hindernisse, so dass fortan keine Nachrichten mehr dechiffriert werden konnten. |
Aufbau und Bedienung

Im Gegensatz zur Enigma, bei der man das Ergebnis der Verschlüsselung ablesen, aufschreiben und (dort als Morsezeichen) funken musste, erfolgten diese Schritte bei der T52 automatisch. Der Bediener brauchte den Text nur einzugeben, anschließend wurde dieser durch die Maschine verschlüsselt und als verschlüsselte Fernschreibzeichen gesendet. Beim Empfang erfolgte das Entschlüsseln und Ausdrucken ebenfalls durch die Maschine. Einer der Vorteile dieser einfachen Bedienung war, dass der Anwender auf keiner Seite mit dem Schlüsseltext selbst in Berührung kam.
Auch die Verschlüsselung geschah ganz anders als bei der Enigma, auch wenn die T52 ebenso über Rotoren verfügte. Die Basis waren nicht die 26 Buchstaben des Alphabetes, sondern Baudot-Codes, die man für Fernschreiber zu der Zeit verwendete. Der Baudot-Code für ein Zeichen besteht aus 5 Bits, wobei ein Bit den Wert null oder eins haben kann, z. B. 10010 für X. Die 10 Rotoren der T52d erzeugten, ausgehend von der Anfangsstellung, 5 Bit-Zahlen, die dann mit dem 5-stelligen Klartext-Baudot-Code per XOR verknüpft wurden und so den Geheim-Baudot-Code ergaben.
Um ein zufälliges Muster erzeugen zu können, hatten die Rotoren der T52D unregelmäßig gezahnte Räder, die eine unregelmäßige Weiterschaltung auslösten und so immer wieder andere Zahlen erzeugten. Dabei sind die Walzen der T52 nicht verdrahtet und leiten selbst keinen elektrischen Strom, sondern sie weisen eine Vielzahl von veränderbaren Stiften auf, die je nach Stellung einen elektrischen Stromkreis schließen (entsprechend 1) oder nicht (entsprechend 0).
Der Tagesschlüssel bestand aus 10 Zahlen, die jeweils die Zahnposition der 10 Rotoren angaben, entsprechend der Anzahl der Zähne also Zahlen bis 47, 53, 59, 61, 64, 65, 67, 69, 71 und 73.12 Dies ergab über 893 Billiarden Möglichkeiten.
Außer dem Zufallszahlengenerator enthielt die T52 auch noch eine Transpositionseinheit, Verwürflerschaltung (siehe Abb.) genannt, die die 5 Bits abhängig von den Rotorenpositionen untereinander vertauschte, was noch einmal zusätzliche Sicherheit bot.
Beispiel
Klartext: A B C D E
Baudot (Murray) Code: 0 0 0 1 1 1 1 0 0 1 0 1 1 1 0 0 1 0 0 1 0 0 0 0 1
T52 Zufallszahlen: 0 1 0 1 0 1 0 0 1 0 0 1 0 1 0 1 0 0 0 1 0 1 0 1 0
XOR-Ergebnis: 0 1 0 0 1 0 1 0 1 1 0 0 1 0 0 1 1 0 0 0 0 1 0 1 1
/ / / / | \ `-\---. / / /
Vertauschen der Bits: 1 0 1 0 0 1 1 0 0 1 0 0 0 1 0 0 0 1 0 1 1 1 0 1 0 *
* wird gesendet
Quellen, Literaturverweise und weiterführende Links
1Schmeh, Klaus: Die Welt der geheimen Zeichen, W3L 2004, S. 1092Wolfgang Mache: Der Siemens-Geheimschreiber – ein Beitrag zur Geschichte der Telekommunikation 1992: 60 Jahre Schlüsselfernschreibmaschine. Archiv für deutsche Postgeschichte, Heft 2 (1992), S. 85–94.
Schmeh, Klaus: Kryptografie: Verfahren - Protokolle - Infrastrukturen, dpunkt Verlag, 5. Auflage 2013, iX-Edition, S. 73
Der T-52 Geheimschreiber auf der Website von cryptomuseum.com

Der Geheimschreiber T52 auf der Website von Jerry Proc

Der Geheimschreiber T52 bei cryptocellar.org

Der Geheimschreiber T52 auf der Website von cdvandt.org
