Jefferson-Walze

Herkunft / Verwendung:Die von Thomas Jefferson um 1790 entwickelte Walze ist ein Hilfsmittel zur Chiffrierung von Texten. Der Original-Entwurf von Jefferson sah 36 nummerierte Scheiben vor, auf die jeweils ringsherum die 26 Buchstaben eines verwürfelten Alphabets aufgedruckt waren. Diese hatten ein Loch in der Mitte und wurden in einer vorher ausgemachten Reihenfolge der Scheibennummern (dies war also der Schlüssel) auf eine Achse geschoben.

Die Chiffrierung erfolgte, indem die Nachricht auf den Walzen in einer Zeile von links nach rechts lesbar eingestellt wurde und dann eine andere Zeile als Geheimtext abgeschrieben wurde. Die Dechiffrierung erfolgte entsprechend, indem der Geheimtext in einer Zeile eingestellt wurde und der Zylinder in dieser Position verbleibend nach einer lesbaren Zeile abgesucht wurde, die dann dem ursprünglichen Klartext entspricht.

Selbst wenn dem Feind eine Jefferson-Walze mit den gleich beschrifteten Walzen in die Hände fallen sollte, so beträgt - vorausgesetzt sie ist auseinandergebaut und die Scheiben zufällig angeordnet - die Anzahl der Kombinationsmöglichkeiten immer noch !36 = 3,72 * 10 41, also einer 42stelligen Zahl. Theoretisch. Ein Angreifer wird wahrscheinlich nach übereinstimmenden Schleifspuren an den Innenseiten der Scheiben oder Kratzern oder Flecken über die Oberflächen suchen (die über mehrere Walzen gehen), um die richtige Reihenfolge der Scheiben zu rekonstruieren.

Thomas Jefferson baute seinen Entwurf nie real und als erste Anwendung der Jefferson Walze ist der Einsatz als Chiffriermaschine M-94 (Army) bzw. CSP-488 (Navy) beim US-Militär ab 1922 bekannt, welche allerdings nur aus 25 Scheiben bestand.

Zuvor bot schon Etienne Bazeries 1891 eine Variante mit 20 Scheiben mit je 25 Alphabetbuchstaben dem französischen Militär an. Der Zylinder wurde aber abgelehnt, weil es einem seiner Rivalen, Marquis de Viaris, gelang, die Chiffre zu brechen.1

Beschreibung des Verfahrens

Der Absender stellte eine willkürliche, vorher mit dem Empfänger vereinbarte Reihenfolge der Scheiben her und schob diese der Reihe nach auf die Achse der Maschine. Dann stellt er von links nach rechts den zu verschlüsselten Text ein. Den Chiffrattext las er dann in einer anderen Zeile ab und übermittelte diese.

Der Empfänger stellte hingegen das Chiffrat ein und las dann den Klartext in der Zeile ab, die kein Kauderwelsch ergab.

Beispiel

Da Jefferson das Verfahren nur allgemein beschrieb und sich über die Anordnung der Buchstaben auf den 36 Scheiben ausschwieg, ist eine Demonstration unpraktikabel, da hier alle 36 * 26 Buchstaben angegeben werden müssten.

Für eine Demonstration benutzen Sie bitte das Modell M-94 der US-Army, bei denen die Buchstaben auf den einzelnen Scheiben festgelegt sind.

Quellen, Literaturverweise und weiterführende Links

1 Wrixon, Fred B.: Codes, Chiffren & andere Geheimsprachen, Könemann Verlag 2000, S. 243
Kippenhahn, Rudolf: Verschlüsselte Botschaften, Nikol Verlag 2006, S. 30
Bauer, Friedrich L.: Entzifferte Geheimnisse, Springer Verlag 1995, S. 101
Franke, Herbert W.: Die geheime Nachricht, Umschau Verlag 1982, S. 86
Kahn, David: The Codebreakers - The Story of Secret Writing, Macmillan Verlag 1968, S. 194
Gardner, Martin: Codes, Ciphers and Secret Writing, Dover Verlag New York 1972, S. 59