Astle Geheimschrift

Herkunft / Verwendung: Diese Geheimschrift basiert auf dem Astle-Kryptogramm aus dem 15. Jahrhundert. Das Kryptogramm war im Werk The Origin and Progress of Writing enthalten, in dem Thomas Astle einige Verschlüsselungen und Kryptogramme sammelte und erläuterte. Das Buch wurde 1784 veröffentlicht.

Zu dem speziellen und später nach ihm benannten Kryptogramm auf Seite 15 schreibt Astle: "Manuskript auf Pergament in meiner Büchersammlung, geschrieben während der Herrschaft von Heinrich VI.". Nun wissen wir, das Heinrich, der VI. von England von 1421 bis 1471 lebte und damit auch das Erstellungsdatum des Kryptogramms in diese Zeit fallen muss.

Das ungelöste Kryptogramm fiel Geschichtsprofessor Albert C. Leighton vom SUNY in Oswego auf. Da er es nicht selbst lösen konnte, bat er in der Fachzeitschrift Cryptologica in der Ausgabe October 1977 die Leser um Mithilfe. In der selben Publikation konnte in der Ausgabe Juli 1978 vermeldet werden, dass zwei gleichlautenden Lösungen eingegangen waren: von Jim Gilliogly aus Topanaga, Kalifornien und Wiliam G. Sutton aus Willbraham, Massachusetts. In gleicher Ausgabe wurde eine Dechiffriertabelle veröffentlicht.

Bei der Verschlüsselung handelt es sich um eine monoalphabetische Substitution der alt-englischen Sprache. Der entschlüsselte Text stellte sich als eine Art Rezeptur für ein Gebräu mit ungewöhnlich hohem Goldanteil heraus.

Übersetzung der Geheimschrift / Geheimzeichen



Die Geheimschrift enthält kein Zeichen für "J", hier wurde das Zeichen "I" eingesetzt. Außerdem wurde für "V" und "W" das Zeichen von "U" verwendet. Die Buchstaben "X" und "Z" kommen ebenfalls nicht im Kryptogramm vor. Hier werden gedrehte Variante des "Q" verwendet.

Beispiel-Dekodierung anhand des Original-Astle Kryptogramms aus dem 15. Jh.

Original Astle-KryptogrammKodiert mit Kryptografie.de


Buchstabengetreu dekodiert: take 1 ounse of your gold tat is desoluid and ce haue 22 ounce of your aquauite clene ratef iid from a lisfleum e so tat it uil brenne c lene au ei in a spon uit out in recidence tan sh al ye potte your gold into a glas and botte yor aquauite tl erto and lut Übersetzungen für die benutzten Fachbegriffe:

alt-englischenglischBedeutung
CEHAUE chace to mix with chaff
AQUAITE aquavitae living water or alcohol
RATEFIID ratified to determine or confirm
LISFLEUME lis-fleume-round or circular water-way
BRENNE burn
AUEI away
UITOUT without
RECIDENCE residue
POTTE to pot in a container (or seal)
BOTTE large cash or vessel
ERTO earth, dirt
LUT mud, sealed, to seal


wortwörtliche Übersetzung:
Take 1 ounce of your gold that is desolved and chave 22 ounce of your aquavitae clean ratified from a lis-fleume so that it will brenne clean away in a spoon without any residue. Then shall ye potte your gold into a glas and botte your aquavitae til erto and lut.
freiere Übersetzung:
Take 1 ounce of gold dissolved and mixed with 22 ounces of alcohol, distilled pure such that it leaves no residue when burned away in a spoon. Then seal the mixture in a bottle and vessel with clay.
zu deutsch etwa:
Nimm eine Unze gelöstes Gold und vermische es mit 22 Unzen Alkohol, der so rein destilliert ist, dass er keine Rückstände beim Verbrennen auf einem Löffel hinterlässt. Dann gebe die Mixtur in eine Flasche und versiegele sie mit Lehm.
Was die Gold-Lösung für einen Anwendungszweck gehabt haben mag, ist unbekannt. Gold aufzulösen ist auch nur mit Königswasser, einem Gemisch aus Salzsäure und Salpetersäure (einem sehr starken Säuregemisch) möglich. Außerdem ist ein Goldanteil von einem zweiundzwanzigstel mit etwa 4,5% ziemlich hoch.

Schon wegen des Säuregehalts dürfte die Mixtur nicht zum Verzehr geeignet gewesen sein. Außerdem dürfte die Herstellung wegen des hohen Goldgehalts sehr teuer sein.

Code / Chiffre online dekodieren / entschlüsseln bzw. kodieren / verschlüsseln (DeCoder / Encoder / Solver-Tool)

Quellen, Literaturverweise und weiterführende Links

Thomas Astle, The Origin and Progress of Writing, Chalto and Windus, London, 1876, S. 175 (Original veröffentlicht 1784 von T.Payne und Sohn)
Original Kryptogramm bei Google Books
Cryptologia Ausgabe Juli 1978, S. 254
Schmeh, Klaus: Codeknacker gegen Codemacher, W3L 2014, S. 7