Gold-Bug Chiffre

Herkunft / Verwendung:Die Goldkäfer oder Gold-Bug-Chiffre hat ihren Namen von einer Kurzgeschichte, die Edgar Allan Poe schrieb und die 1843 erstmals im "Dollar Newspaper" veröffentlicht wurde. Die Übersetzung ins Deutsche geschah zuerst durch Alfred Mürenberg und erschien vermutlich 1881 in der Sammlung "Seltsame Geschichten" im Stuttgarter Spemann Verlag.

Die Geschichte beginnt auf einer Insel namens "Sullivan’s Island". Dort lebt in einer Hütte ein Freund des Erzählers namens Legrand. Legrand lebt zusammen mit seinem freigelassenen Sklaven, der auf den schönen Namen Jupiter hört. Bei einem Besuch Legrands erzählt dieser von einem seltsamen metallisch glänzenden Skarabäus-Käfer, den er gefunden hat. Leider kann Legrand den Käfer auf Nachfrage nicht herzeigen, weil er ihn an einen Entomologen zur Begutachtung verliehen hat. Aber er kann eine Skizze davon anfertigen, auf der der Käfer für den Erzähler irgendwie wie ein Totenschädel aussieht.

Es gehen ein paar Wochen ins Land, als der Erzähler von Jupiter Besuch bekommt, der einen Brief Legrands dabei hat. Es sei nötig, Legrand aufzusuchen, da dieser anscheinend unter dem Einfluss des Käfers den Verstand verloren habe. Vor Ort angekommen, scheint Legrand wie besessen vom goldenen Käfer und bittet den Erzähler, ihn auf eine Schatzsuche zu begleiten. Die Schatzsuche startet bei einem Baum auf dem Festland, von dem Legrend annimmt, dass dort ein Schatz vergraben ist. In der Nähe des Baumes benutzt Legrand den Goldkäfer wie eine Wünschelrute und hofft damit das vergrabene Versteck zu finden. An einem Baum angekommen, an dem ein Schädel an einem Seil herab hängt, wird der Erzähler gebeten, den Käfer durch die Augenhöhle des Schädels fallen zu lassen. Dadurch meint es Legrand zu vermögen, herauszufinden, wo zu graben wäre. Und tatsächlich finden die Gruppe einen Schatz an besagter Stelle.

Die Geschichte klärt im weiteren Verlauf die Umstände für die seltsamen Phänomene auf und widmet sich der Kryptoanalyse eines mit Geheimtinte geschriebenen Textes auf dem Pergament mit der Käferzeichnung, der durch Hitze sichtbar wird. Es wird ausführlich auf die Dechiffrierung der Geheimschrift anhand von Häufigkeitsverteilung der einzelnen Buchstaben in englischen Texten erläutert. Die Gehimschrift ersetzt Buchstaben durch andere bzw. Sonderzeichen und Ziffern.

Der Geheimtext entpuppt sich als Wegweiser zu einem verborgenen Schatz des Piraten Captain Kidd, den dieser zu diesen seltsamen Zeichen verschlüsselte, damit niemand anderes als er selbst sie lesen könnte. Und das Getue um den geheimnisvollen Käfer wird auf der Meta-Ebene als nichts anderes als ein Scherz Legrands aufgeklärt.

Auch wenn Poe ein paar Fehler bei der Beschreibung der Kryptoanalyse unterliefen, war die Geschichte ein voller Erfolg bei der Leserschaft.

Übersetzungstabelle

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z 5 2 - † 8 1 3 4 6 , 7 0 9 * ‡ . $ ( ) ; ? ¶ ] ¢ : [

Beispiel

Klartext:A good glass in the bishop's hostel in the devil's seat twenty-one degrees and thirteen minutes northeast and by north main branch seventh limb east side shoot from the left eye of the death's-head a bee line from the tree through the shot fifty feet out.
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Code / Chiffre online dekodieren / entschlüsseln bzw. kodieren / verschlüsseln (Decoder / Encoder / Solver-Tool)



Quellen, Literaturverweise und weiterführende Links

Kippenhahn, Rudolf: Verschlüsselte Botschaften, Nikol Verlag 2006, S. 104
Gardner, Martin: Codes, Ciphers and Secret Writing, Dover Verlag New York 1972, S. 33
Wobst, Reinhard: Abenteuer Kryptologie, Addison-Wesley-Verlag 2001, S. 32