Codex Copiale Geheimschrift

Herkunft / Verwendung:
Die Copiale Chiffre ist eine homophone Substitution Chiffre, bei der die Buchstaben durch Geheimzeichen ersetzt werden. Allein dem Leerzeichen stehen 26 Zeichen für den Ersatz zur Verfügung, die den 26 regulären Buchstaben des latenischen Alphabets sehr ähnlich sind.

Die weitere Verteilung der Symbole auf die originären Buchstaben richtet sich grob nach der Buchstabenhäufigkeit der deutschen Sprache und so stehen dem E sieben, dem N vier, dem A, I und R drei und dem D, G, und O zwei Buchstabenersatze zur Verfügung. Die Geheimzeichen setzen sich aus lateinischen, griechischen und Fantasie-Zeichen zusammen.

Die Chiffre findet Anwendung in einem 105 Seiten starken Manuskript mit rund 75.000 Zeichen. Das Manuskript wird auf 1760 bis 1780 datiert und ist vollständig in dieser Chiffre kodiert. Das Manuskript ist (im Klartext) in deutscher Sprache verfasst und befasst sich mit den Regeln und Bräuchen der "Hocherleuchteten Oculisten-Gesellschaft", einem Geheimbund ähnlich der Freimaurer-Logen, den es von 1742 bis 1763 in Wolfenbüttel in Deutschland gab. Die Okulisten befasste sich mit der Augenheilkunde und gaben die hohe Kunst des "Starstechens", einer operative Methodezur Heilung der Augenkrankheit, nur an Eingeweihte weiter.

Da die Chiffre nicht von einem Schlüsselwort abhängig ist, sondern einem festen Ersetzungsschema folgt, ist sie hier als Kodierung eingeordnet, auch wenn die Art und Weise, welches Zeichen welchen Buchstaben ersetzt, ein Geheimnis darstellt.

Die Chiffre wurde 2011 von Kevin Knight, Beáta Megyesi und Christiane Schaefer gebrochen. Kevin Knight ist Computerlinguist an der University of Southern California in den vereinigten Staaten von Amerika. Beáta Megyesi und Christiane Schaefer sind von der Universität Uppsala in Schweden.

Ebenfalls (im Oktober) 2011 gab es mehrere Presseveröffentlichungen, die angaben, dass der Codex bereits in den 1970ern an der Akademie der Wissenschaften der DDR in Ost-Berlin untersucht worden sei, allerdings ohne ihn knacken zu können.

Spezifikation der Geheimschrift

Die Buchstaben sind wie folgt verteilt:



Weitere Informationen finden sich auf der Website des Teams, das die Chiffre brach.

Beispiel

Klartext:Ende gut alles gut
Kodiert:
En d e _ g u t _ a l l e s _ g u t

Code / Chiffre online dekodieren / entschlüsseln bzw. kodieren / verschlüsseln (DeCoder / Encoder / Solver-Tool)

Quellen, Literaturverweise und weiterführende Links

Der Codex Copiale bei Wikipedia
Kevin Knight, Beáta Megyesi, Christiane Schaefer: The Copiale Cipher, wissenschaftliche Arbeit über die Kryptoanalyse, 9 Seiten, downloadbar als PDF
Dekodierter Text des Gesetzbuchs der Hocherleuchteten, downloadbar als PDF