Félix-Marie Delastelle


Félix Marie Delastelle (geboren am 5. Januar 1840 in Saint-Malo, Frankreich, verstorben am 1. April 1902 in Saint-Ideuc), manchmal auch "de Lastelle" oder "Delastel" geschrieben, war ein französischer Hobby-Kryptograf, Autor des Buches 'Traité Élémentaire de Cryptographie' und Erfinder der Chiffren Foursquare, Bifid und Trifid. Als Charles Vater 37 Jahre alt war heiratete er Delastelles Mutter, Louise Cécile (geborene Moison), die zu der Zeit 27 war. Delastelles Vater Charles war Kapitän zur See und kam im November 1842 auf See ums Leben, zu diesem Zeitpunkt war Félix erst zwei Jahre alt.

Ab 1852 (er war 11) besuchte Delastelle das collège de Saint-Malo und dann das Lycée Impérialde de Rennes, um dort sein Abitur (baccalauréat) zu machen. Wahrscheinlich 1861 wird er an der Abiturprüfung teilgenommen haben, das ist aber nicht gesichert. In diesem Jahr gehörte Delastelle nicht zu den Abschließenden.

Im Alter von 18 Jahren, im Oktober 1858, reichte er als "Félix de Lastelle" eine Erfindung namens "chrono-barométrographe", ein Wetterinstrument bei der französischen Akademie der Wissenschaften (Institut Impérial de Franc). 1860 reichte Delastelle eine weitere Erfindung ein, die Note sur l’Annotation chimique, eine Notation für chemische Formeln.

Nach dem Schulabschluss entschied er sich (oder es war ihm wegen eventuell fehlenden Abiturs verwehrt) gegen ein Studium an einer Universität und arbeitete ab Dezember 1861 bei der französischen Tabakverwaltung und folgte so seinem Bruder Auguste in diesen Beruf. Nach einem zweijährigen, unbezahlten Praktikum wurde er bezahlter Angestellter. Felix absolvierte bis zu seinem Alter von 35 weitere Prüfungen, um im Rang aufzusteigen.

Für eine weitere Erfindung, Kerzenherstellung betreffend, reichte er im September 1875 Patentanträge in Frankreich, Italien und Großbritannien ein. Letztere Einreichung wiederholte er 1877 oder 1878 mit wohl einem abgeänderten Antrag. Im Dezember begehrte er ausschließlich das britische Patent für seine Erfindung leichter Krankenbetten. Und in 1889 reichte er einen Patenantrag in Frankreich für ein neues Teleskopf Modell ein.

Derweil stieg er in seinem Beruf 1879 zum contrôleur de culture auf, was einen Wegzug aus seiner Heimatstadt mit sich brachte und ihn nach Morlaix (Lot-et-Garonne) und 1880 nach Chambéry (Savoie) verschlug. 1886 wurde er dann zum contrôleur principal ernannt und zog nach Béthune (Pas-de-Calais). 1889 erfolgte ein weiterer Umzug nach Dieppe (Normandie).

Im September 1890 reicht er seine 32-seitige Arbeit Contributions à la théorie des équations algébriques (zu deutsch "Beiträge zur Theorie algebraischer Gleichungen") bei der französischen Akademie der Wissenschaften ein. Dieses beschrieb vereinfachte mathematische Verfahren bezüglich Polynominalgleichungen.

1892 folgte eine Einreichung zum Thema Kryptografie, die er in einem Begleitschreiben beschrieb als eine Chiffre, die so einfach anzuwenden ist, dass sie jeder benutzen könnte, der lesen und schreiben kann. Beigefügt war der Entwurf der Bifid-Chiffre. Die Akademie war wieder nicht interessiert und bat darum, von zukünftigen Einsendungen abzusehen. Vielleicht wurde Delastelle von der Akademie nicht genügend ernst genommen, weil ihm die akademische Ausbildung fehlte.

Delastelle konzentrierte sich in den folgenden Jahren auf die Mathematik und engagierte sich in diesen Kreisen und publizierte Artikel in Les Tablettes du chercheur und L’Intermédiaire des mathématiciens. Außerdem veröffentlichte Delastelle in den Jahren 1892 und 1893 eine Reihe von Artikeln, die er Cryptographie nouvelle nannte.

Zu diesem Zeitpunkt (1893) lebte er in Dieppe und benutzte den Namen "Delastel". Eine weitere berufliche Beförderung zum entreposeur führte ihn nach Marseille (Bouches-du-Rhône). 1893 veröffentlichte Delastelle auch sein erstes Buch über Kryptografie, dass im Wesentlichen aus einer Sammlung seiner bisherigen Artikel bestand. Ein Exemplar konnte man für 3 Francs erstehen. Danach stand ein weiterer Umzug an, diesmal nach Marmande (Lot-et-Garonne).

1898 wurde Delastelle bei der Tabakverwaltung zum inspecteur ernannt. Ob er wohl ein wenig neidisch auf seinen Bruder Auguste war, der es bis zum directeur de la culture geschafft hatte? Wahrscheinlich nicht. Delastelles eigentliche Interessen lagen wohl mehr auf dem Gebiet der Mathematik und Kryptografie.

Nach seiner Pensionierung im Jahr 1900 nach 37 Jahren Arbeit für die Tabakverwaltung ging er zurück in die Nähe seiner Heimatstadt Saint-Malo, nämlich den Nachbarort Paramé, wo er sein 150 Seiten langes Buch mit dem Titel Traité Élémentaire de Cryptographie schrieb, welches er im Mai 1901 fertigstellte.

Delastelle starb im April 1902 im Alter von 62 Jahren in der Ker-Cadoc-Villa in Saint-Ideuc. Woran er starb, ist unbekannt. Die verbreitete Erzählung, dass der Grund der plötzliche Tod seines Bruders war, ist aber falsch. Denn sein Bruder Auguste war auf dem Weg zu seiner (Felix) Beerdigung, als diesen (Auguste) ein Herzinfarkt das Leben kostete. Auguste überlebte also seinen Bruder Felix Delastelle um einen Tag und wurde 65 Jahre alt.
Felix Delastelle wurde auf dem Friedhof Cimetière Rocabey in Saint-Malo im Famliengrab beigesetzt. Sein Buch erschien posthum drei Monate später im Pariser Verlag Gauthier-Villars.

Delastelles Vita ist ungewöhnlich, da sich zu seiner Zeit eigentlich nur Berufssoldaten, Diplomaten und Akademiker auf dem Gebiet der Kryptografie betätigten. Als Hobbyist gelang es ihm dennoch, neue Mechanismen durch seine Chiffren einzuführen.

David Kahn beschrieb Delastelles Bifid-Chiffre als "System von erheblicher Bedeutung in der Kryptologie". Diese Chiffre kombiniert Fraktionierung mit Transposition und war eine der ersten Chiffren, die die Prinzipien der Konfusion und Diffusion implementierte.


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