Transkription von Geheimtext
Im Allgemeinen versteht man unter einer Transkription die Umschreibung eines Textes (von lateinisch trans für "hinüber" und scribere für "schreiben"), die meistens für Lautschriften verwendet wird, um Fremdwörter besser aussprechen zu können, etwas aus dem Griechischem, Chinesischen, Japanischen, Koreanischen oder Russischem, sie also für Menschen lesbar zu machen, die die ursprüngliche Sprache oder deren Schriftzeichen nicht beherrschen.Transkription in der Kryptografie und Kryptoanalyse meint etwas ähnliches: man schreibt Geheimzeichen um, damit der Mensch oder auch der Computer sie besser verarbeiten kann.
Dazu wird jedem Geheimzeichen ein über die Tastatur eingebbarer Buchstabe zugewiesen, mit dem man dann im weiteren Verlauf besser arbeiten kann.
Beim Transkribieren eines Geheimtextes geht man am besten so vor: Man schaut sich das erste Geheimzeichen an und vergibt den Buchstaben A für diesen und für alle weiteren, die gleich aussehen. Dazu ein Beispiel:
A---------------
Dann nimmt man das zweite Geheimzeichen und vergibt den Buchstaben B dafür. Dieser kommt im Beispiel gleich drei mal vor, darum wird B dreimal vergeben:
AB----B------B--
Das dritte Geheimzeichen, dem das C zugewiesen wird, kommt auch zweimal vor:
ABC--CB------B--
Auf diese Weise fährt man fort, bis alle Geheimzeichen in normale Buchstaben übersetzt sind:
ABCDECBFGFHIJBKJ
Nicht immer ist die Zuordnung gleicher Buchstaben so einfach und eindeutig wie in diesem Beispiel, insbesondere bei handgeschriebenen Geheimzeichen, bei denen sich Zeichen ähneln. Eine Ahnung dafür geben die beiden einem Zett ähnelnden Zeichen, die im obigen Beispiel zu F und K transkribiert wurden. Diese sind recht ähnlich und könnten eventuell als dasselbe Zeichen gewertet werden. Darum ist beim Transkribieren Sorgfalt, Konzentration und ein gutes Auge wichtig. Wer beim Transkribieren einen Fehler macht, wird es später bei der Kryptoanalyse schwerer haben.Im transkribierten Text stehen nun gleiche Buchstaben für gleiche Geheimbuchstaben. Das Muster des Textes ist also erhalten geblieben und man könnte jetzt Beispiel jetzt eine Wortmuster-Analyse auf den transkribierten Text durchführen.
Stellt man fest, dass die 26 Großbuchstaben nicht ausreichen, macht man mit Ziffern und Kleinbuchstaben weiter. Reichen auch diese 62 Zeichen nicht aus, muss man zweistellig oder sogar dreistellig werden. Dann vergibt man am besten Zahlen und beginnt bei 01 bzw. 001. Das kann bei homophonen Chiffren durchaus vorkommen. Die verarbeitende Software muss dann allerdings auch mit mehrstelligen "Buchstaben" klarkommen.
Mit dem Transkript können dann Tools verwendet werden und zum Beispiel der Koinzidenzindex ausgerechnet werden, der Aufschluss darüber gibt, ob der Geheimtext einer natürlichen Sprache entspringt und es sich um eine monoalphabetische Substitutionschiffre handelt.
Das weitere Vorgehen der Kryptoanalyse wird im Kapitel Brechen von Chiffren erläutert.