Reverse Wherigo Solver
Kategorisierung: | Kodierungen / Geocaching-spezifisch |
Siehe auch: | Gade System |
Herkunft / Verwendung: |
![]() Im Jahr 2009 kam dann ein Mann namens Mikal Hart auf die Idee (1), das Spiel ein wenig abzuwandeln und schwieriger zu machen. Statt der genauen Koordinaten zeigte sein Gerät nur die Entfernung zum "Schatz" an. In der Box war ein GPS-Empfänger verborgen, der alle paar Minuten die Entfernung zwischen aktuellem Standort und dem Zielort errechnete und anzeigte. So muss der Aspirant - es handelte sich wohl um ein Hochzeitsgeschenk und dementsprechend war es wohl Braut oder Bräutigam - in eine beliebige Richtung anfangen zu laufen, um zu sehen, ob er sich dem Ziel nähert. Sollte er sich entfernen, muss er eine andere Richtung einschlagen. Und erst wenn man am Ziel war, würde sich das geheimnisvolle Kästchen öffnen und sein Geheimnis preisgeben. Das Gemeine und gleichzeitig interessante ist natürlich, dass man nicht immer schnurstracks in eine Richtung fahren oder laufen kann. Mit dem Auto ist man an Straßen gebunden und zu Fuß können einem noch dichten Wald, Gebäude oder Flüsse den Weg versperren, die man umgehen muss, um danach wieder auf Kurs zu kommen. Bei einer Entfernung von 391 km, die das Gerät anfangs entfernt war, ist das schon eine ziemliche Herausforderung. Gute Nachricht: Die Hochzeit in Paris konnte stattfinden. Dieses Spielprinzip hat ein Geocacher namens Waldmeister adaptiert und in eine Wherigo-Cartridge "gegossen" (3). Wherigos sind kleine Spiele, die man sich herunterladen kann und die in einer bestimmten Umgebung laufen. Die Outdoor-GPS-Empfangsgeräte der Oregon-Reihe des Herstellers Garmin hatten anfangs einen Wherigo-Player eingebaut, das Feature wurde leider dann später eingestellt, wie noch später die ganze Oregon-Linie. Bis dahin reichte es sich, am PC die Wherigo-Cartridge herunterzuladen und auf der Micro-SD-Karte des Oregons zu speichern. Und schon konnte man die Cartridge auswählen und starten. Heutzutage benutzt man sein Smartphone, um Wherigo-Cartridges zu laden und zu spielen. Auf Android ist zum Beispiel die App WhereYouGo beliebt. Allen Playern ist gemein, dass sie das Cartridge-Format abspielen können. Die Cartridges werden in der Programiersprache Lua (von portugiesisch Mond) programmiert. Eine Entwicklungsumgebung, die Einsteigern die Entwicklung von Cartridges erleichtert ist Urwigo, die unabhängig von Wherigo.org und Groundspeak von der tschechischen Geocaching-Community 2010 entwickelt wurde und die ebenfalls kostenlos downloadbar ist. Viele der Wherigo-Spiele sind ortsgebunden und beziehen sich auf die Dinge vor Ort, zu denen meistens Fragen zu beantworten sind. Ist die Frage richtig beantwortet, wird die nächste Station freigeschaltet und man folgt der angezeigte Karte bis dorthin. Waldmeisters Reverse Cache-Cartridge ist eine "Play Anywhere". Das heißt, sie ist universell verwendbar und kann überall gespielt werden. Jeder kann einen Geocache der Art "Wherigo" legen, ohne selbst eine Cartridge programmieren zu müssen. Er benutzt einfach Waldmeisters Cartridge. Er muss diese nur verlinken und drei sechsstellige Zahlen im Listing seines Geocaches angeben, denn irgendwoher muss die Cartridge ja wissen, wo der Zielort ist. Und schon können sich die Geocacher auf die Suche nach der versteckten Dose mit Logbuch machen. Die 3 6stelligen Zahlen erhält er durch ein Owner-Tool in der Cartridge, dass aus den genommenen Koordinaten ebendiese drei Zahlen macht. Selbstredend müssen diese drei Zahlen auf irgendeine Art und Weise die Koordinaten kodieren. Die Cartridge selbst hat wieder einen Algorithmus, der aus den dort eingegeben drei Zahlen wieder intern die Koordinaten macht und die Entfernung berechnet und anzeigt und sonst nichts. Der Sucher läuft also - immer mit Blick aufs Smartphone-Display - durch die Gegend und schaut, ob die Entfernung zu- oder abnimmt. Gleichzeitig muss er natürlich Hindernissen ausweichen oder einen längeren Umweg nehmen, zum Beispiel, wenn ein Fluss zwischen ihm und dem Ziel liegt. Dann muss er die nächste Brücke ausmachen und kann dann erst auf der anderen Flussseite weitersuchen. Anfangs hatte ich noch ein günstiges GPS-Gerät ohne topografische Karte. Die hat nur eine Karte mit einer Linie gezeichnet, die man entlang gegangen ist. Damit war unklar, wo die naheliegendste Brücke lag. West oder Ost? Für eine Richtung musst du dich entscheiden - hoffentlich ist es nicht der längere Weg. Bei normalen Caches war das Cachen mit diesem Basic-Gerät schon nicht immer ganz einfach, aber einen Reverse Wherigo damit lösen, das war eine Herausforderung. Das macht auch richtig Spaß, zumindest die ersten paar Male. Wenn dann aber immer mehr Owner auf die Idee kommen, Reverse Caches zu legen - ja, ganze Runden mit zig Caches - um die Chance zu geben, die eigenen Statistik in Sachen Wherigo zu schönen, dann wird es bald ein wenig nervig, jeden Reverse Wherigo auf diese Art anzulaufen. Wenn man pfiffig ist, kann man natürlich an ein paar weiter auseinander liegenden Orte die Entfernung und die dortige Koordinaten aufnehmen. Mit dem geeigneten Tool lässt sich dann der Schnittpunkt zweier oder dreier Kreise ausrechnen. Wobei der Radius der Kreise jeweils die angezeigte Entfernung ist. Und schon ist klar, wo genau das Ziel liegt. Mit Straßen-Navi und einem GPS-Gerät mit Karte ist man dann ruck-zuck und ohne Umwege da. Oder aber man reverse-engineered die reverse-cache-cartridge (sorry, der Wort-Witz musste sein). Das habe ich als Software-Entwickler schon recht früh gemacht. Und so hatte ich schnell ein Progrämmchen, dass mir die drei Zahlen zurückrechneten und mir die Final-Koordinaten anzeigte, ohne das ich zuvor das Haus verlassen musste. Auch, wenn ich sicher einer der ersten war, die den Waldmeister-Reverse-Cache-Algorithmus enttarnt hatte, habe ich aus Respekt vor Waldmeister und auch den Cache-Ownern das Verfahren geheim gehalten und nicht offen gelegt. Mittlerweile bieten viele andere Webseiten eine Möglichkeit an, die Zahlen von Reverse-Caches zurück zu rechnen und damit muss ich mich auch nicht mehr zurückhalten. Insbesondere deswegen nicht, weil schon viele Owner im Listing angeben, man möchte doch z. B. das Jigidi-Puzzle lösen, bekäme dann drei Zahlen, die man dann mit einem Reverse-Cache-Solver in Koordinaten wandeln kann und so die Final-Koordinaten erhalten. Diese Owner sehe gar nicht mehr vor, den Reverse Cache wie ursprünglich angedacht zu suchen sondern verweisen gleich auf den einfachen Weg. Meine Empfehlung an Alle ist, einen Reverse Cache auf jeden Fall ein paar mal auf die angedachte Weise ohne irgendwelche Abkürzungen zu suchen - ansonsten entgeht euch eine Menge Spaß. Im Jahr 2019 programmierte ein Cacher namens Maxipimpf aus Kaiserlautern seine eigene Cartridge mit einem geänderten User-Interface und einem eigenen Algorithmus, der auch die Verwendung von Zufallszahlen einschließt, so dass es mehrere Codes für dieselbe Koordinate geben kann. Er blieb bei dem bewährten "3 Zahlen zu 6 Ziffern"-Format, auch wenn seine Berechnung ganz anders funktioniert als die vom Waldmeister. Seine Version von 2019 heißt "Variante 1", seine Version von 2020 heißt "Kaiserslautern", kurz KL. Die Rechenweise dieser beiden Versionen ist aber mittlerweile gleich, wenn man sich die neueste Version der Cartridge von Wherigo herunterlädt. Im Jahre 2023 programmierte MZCacheHunter anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Waldmeister-Cartridge eine abgewandelte Version - die 10Y Edition - mit verändertem Code-Algorithmus als Reminiszenz an Waldmeisters ursprüngliche Version. Und wahrscheinlich auch, damit die Cacher nicht irgendeinen Solver benutzen, um die Koordinaten zurückzurechnen und gezwungen sind, das Spiel wieder im ursprünglichen Sinn zu spielen. Er behält dabei das ursprüngliche äußere Format mit drei sechsstelligen Zahlen bei. 2021 kam der Geocacher day1976 auf die Idee, nicht nach Entfernung, sondern nach Richtung suchen zu lassen. Was das Auffinden meiner Meinung nach fast noch ein bisschen schwieriger gestaltet. Doch auch hier kann man zweimal von unterschiedlichen Orten messen und Geo-Koordinaten und angezeigten Winkel (Azimut) notieren und mit einer Kreuzpeilung, bei dem sich zwei gedachte Geraden in der Ferne schneiden, die Final-Koordinaten ermitteln. Die Cartridge gibt allerdings nur ganzzahlige Gradzahlen aus, so dass eine einzelne Berechnung zu ungenau wäre; also muss mehrmals gemessen werden. Auch bei day1976 sind die Final-Koordinaten verschlüsselt einzugeben, allerdings in einem anderen Format als bei Waldmeister: Mit zwei fünfstelligen Codes, die jeweils aus einer alphanumerischen Kombination von Buchstaben und Ziffern bestehen. |
Beispiele
Final-Koordinaten: | N50 12.123 E010 45.678 (Dezimalgrad: 50.20205,10.7613) |
Codes nach Waldmeister 2011: | 572100 506601 036201 |
Codes nach MZCacheHunter 2022: | 695556 715213 841279 |
Codes nach Maxipimpf 2019/2020: | 666678 966711 263866 |
Codes nach day1976 2021: | bc8vc i28h5 |
Code / Chiffre online dekodieren / entschlüsseln bzw. kodieren / verschlüsseln (Decoder / Encoder / Solver-Tool)
Quellen, Literaturverweise und weiterführende Links
- Arduiniana by Mikal Hart: The Reverse Geocache Puzzle
- Geocaching.com: One Year Later: The Story of the First Reverse Geocache Puzzle Box
- Wherigo-Cartridge "The Reverse Cache - beta" von Waldmeister, 2011
- Waldmeister: FAQ for the Wherigo Reverse Caches
- Website zur Android App WhereYouGo
- Die Programmiersprache Lua
- Urwigo.cz
- Wherigo: Cartridge "The Reverse Cache (10Y)" von MZCacheHunter, 2022
- Wherigo: Cartridge day1976's Reverse Wherigo, 2021
- Wherigo: Cartridge Maxipimpf Reverse Cache Box Var1
- Wherigo: Cartridge Maxipimpf Reverse Cache Box Kaiserslautern