Pletts Instrument

Herkunft / Verwendung: Der Pletts Kryptograf wurde von John St. Vincent Pletts (1880-1924), einem Angestellten bei der Kryptoanalyse-Abteilung der britischen Army, als Verbesserung des Wheatstone-Kryptografen um 1914 bis 1917 für den späteren Kriegseinsatz (1. Weltkrieg) entwickelt. Zuvor war Pletts Elektro-Ingenieur gewesen und arbeitete u. a. bei einer Telegrafengesellschaft. Von 1910 bis 1919 war er dort Leiter der Patentabteilung.

Nachdem 1918 die Briten den Amerikanern zum Test fünf3 oder sechs4 damit chiffrierte Nachrichten übergaben, knackte William Friedman zusammen mit seiner Frau Elizebeth1 die Chiffrate innerhalb von drei Stunden. Infolgedessen wurde von einem Kriegseinsatz des Gerätes abgesehen.

Pletts Kryptograf bestand aus einer großen Scheibe mit einem variablen äußeren Alphabet (A-Z und Leerzeichen), auf der eine drehbare Innenscheibe mit einem ebenfalls variablen Alphabet von A-Z ruhte. Die beiden Scheiben waren durch einen Exzenter verbunden, der um eine Spindel im Mittelpunkt der Scheibe gedreht wurde.1 Vom Mittelpunkt bis an die Stelle am Rand, an der die beiden Alphabet-Ringe zusammentrafen, war eine Öffnung angebracht, durch die man jeweils einen Buchstaben der beiden Scheiben ablesen konnte. Oberhalb der Öffnung und außerhalb des Radius der Scheiben war eine Kugel angebracht, mit dem man die innere Scheibe greifen und drehen konnte. Jede volle Drehung der Scheiben verschob die Alphabete um einen Buchstaben zueinander.

Das besondere an diesem Gerät war, dass dieses zwei unterschiedlich lange Alphabete für die Kodierung benutzte, was nach jeder vollen Umdrehung einen Versatz ergab, der dafür sorgte, dass ein Klartextbuchstabe nicht immer durch den selben Geheimtextbuchstaben ersetzt wurde. Somit war die Scheibe ein wenig sicherer als eine normale monoalphabetische Substitution. Dieses Prinzip hatte zuvor schon Wadsworth mit seiner Scheibe erfunden, wurde dadurch aber nicht bekannt.

Zur Bedienung: Zuerst, wenn nicht bereits getan, werden die Alphabete der beiden Scheiben mit den beiden vereinbarten Schlüsselalphabeten beschriftet. Dazu konnte man die elfenbeinfarbenen, plastikähnlichen Teile herausnehmen und beschriften bzw. vertauschen. Nachdem dann die Öffnung auf das Leerfeld und einen vereinbarten Startbuchstaben (der inneren Scheibe) gestellt sind (Ausgangsposition) wird die Öffnung dem Uhrzeigersinn folgend auf den 1. Klartextbuchstabe gestellt. Die innere Scheibe bewegt sich dabei gemäß der Exzenter-Übersetzung mit und steht dann auf dem zu notierenden Geheimtextbuchstaben. So wird fortgefahren, bis alle Buchstaben kodiert sind.

Die Entschlüsselung ist ebenfalls einfach: Man dreht den Knopf, bis die Öffnung auf dem inneren Ring auf den Geheimtextbuchstaben zeigt und notiert den Buchstaben der äußeren Scheibe als Klartextbuchstaben.

Beispiel

Klartext:Beispielklartext
Schlüssel:APFELSTRUDBCGHIJKMNOQVWXYZ_,KIRSCHTOEABDFGJLMNPQUVWXYZ,X (Schlüsselalphabete aus Kennworten Apfelstrudel und Kirschtorte, Startstellung X)
Chiffrat:ERGHRLHTPOCDDASG

Code / Chiffre online dekodieren / entschlüsseln bzw. kodieren / verschlüsseln (DeCoder / Encoder / Solver-Tool)

Geben Sie bitte als Schlüssel an: 1. das äußere Alphabet mit 27 Zeichen (A-Z und '_' für das Leerzeichen) oder ein Kennwort, aus dem dann ein entsprechendes Schlüsselalphabet generiert wird. 2. das innere Alphabet mit 26 Zeichen oder ein Kennwort, aus dem dann ein entsprechendes Schlüsselalphabet generiert wird. 3. (optional, sonst A): den Buchstaben, der auf dem inneren (variablen) Ring eingestellt ist, während de äußere Ring auf dem Leerzeichen steht.



Quellen und weiterführende Links

1 Wrixon, Fred B.: Codes, Chiffren & andere Geheimsprachen, Könemann Verlag 2000, S. 244
2 Foto: Imperial War Museums, iwm.org.uk, © IWM (COM 476)
3Kahn, 1967
4Clark, 1977