Mauersteine Code
Kategorisierung: | Kodierungen / symbolbasiert |
Siehe auch: | Westerlinck-Code, Klopf-Code, Morse-Code |
Herkunft / Verwendung: |
Der Mauersteine Code ist eine Methode der Steganografie. Das heißt, die Hauptabsicht ist hier nicht das Verschlüsseln, sondern das Verbergen beziehungsweise Tarnen der geheimen Information. Mit dem Mauersteine Code wird eine Geheimnachricht in eine Reihe von unterschiedlich großen Mauersteinen umgewandelt. Diese werden dann von oben links nach unten rechts bewegend zusammengefügt oder mit einem Punkt gekennzeichnet, damit daraus die Zeichnung einer Steinmauer entsteht. Auch ob einem Stein ein Spalt folgt, hat eine tiefere Bedeutung bei diesem Code. Weitere Verzierungen an der entstandenen Steinmauer können davon ablenken, dass hier ein Geheimnis versteckt ist, so dass dieses möglichst unauffällig und unentdeckt bleibt. Erstmal erwähnt hat das Verfahren Blaise de Vigenère in seinem Buch von 1586 Traicté des chiffres, ou Secrètes manières d'escrire (1). Rund vierzig Jahre später, nämlich 1624, griff das Verfahren Herzog August II. von Braunschweig-Wolfenbüttel (1579-1666) unter dem Pseudonym "Gustavus Selenus" in seinem Buch "Cryptomenytices et Cryptographiae libri IX." (Seite 308) (2) erneut auf und ergänzte es durch ein eigenes Beispiel (siehe weiter unten). Das Hauptaugenmerk liegt bei dem Mauersteine Code auf dem "nicht entdeckt werden". Darum ist es ausschlaggebend, die Steinmauer möglichst unauffällig zu gestalten und sie gegenbenenfalls in die richtige Umgebung zu integrieren. |
Beschreibung des Verfahrens
Das Verfahren, so wie es Vigenere und Selenus beschreiben, benutzt nur 16 Buchstaben, obwohl das damalige lateinische Alphabet schon 24 Buchstaben kannte. Es gibt also nur für die Vokale A, E, I, O und U; sowie die Konsonanten B, C, D, H, L, M, N, P, R, S und T Symbole, um diese zu ersetzen. Nicht vorhandene Buchstaben müssen vorher durch klangähnliche ersetzt werden, zum Beispiel: J zu I, F zu S, G zu C, K zu C, Q zu C, V zu V, W zu U, X zu S, Y zu I und Z zu S. Beim Dekoideren muss dann beachtet werden, dass es einige Buchstaben nicht richtig sind, sondern sich nur ähnlich anhören.Jeder Buchstabe des Geheimtextes wird in einen Mauerstein gewandelt. Dabei teilen sich jeweils 4 Buchstaben eine Mauersteinbreite. Innerhalb dieser Gruppen wird weiterhin unterschieden durch einen dem Mauerstein folgenden Spalt und der Kennzeichnung durch einen Punkt auf dem Stein:
Das ergibt insgesamt 4 x 4 = 16 Kombinationsmöglichkeiten, was wohl auch die Beschränkung auf 16 Buchstaben erklärt.
Beispiel nach Vigenere
Die rechts dargestellte Geheimbotschaft lautet auf französisch: "Le plus fort boulevard de tous autres, est le nom du Seigneur deuement innoqué dessus nous; car il n'en faut pas abuser", was frei übersetzt soviel heißt wie "die stärkste Mauer von allen ist der Name des Herrn, der ordnungsgemäß über uns verkündet wurde und der nicht missbraucht werden sollte".Zur Dekodierung: man beginnt oben links. Dies ist der erste Mauerstein. Er ist ziemlich breit, gehört aber noch nicht zur breitesten Sorte. Also ist die dritte Zeile aus der Tabelle von oben zu wählen. Er trägt einen Punkt, ihm folgt aber kein Spalt. Also ist der erste Buchstabe das L.
Der zweite Stein ist etwas schmaler, mit Punkt, ohne Spalt: ein E. Dann folgt ein sehr langer Stein (4. Zeile), mit Punkt und Spalt, was eigentlich dem D entsprechen würde. Hier hat Vigenere wohl einen Fehler gemacht, der Punkt ist zuviel, denn er meint das P.
Der vierte Stein gleicht dem ersten: wieder ein L. Dann folgt als Letzter in der ersten Steinreihe ein gleich breiter, aber ohne Punkt, also ein U.
Danach folgen in der zweiten Steinreihe S, DA (für F, das es nicht gibt), O und R, sowie ein Stein mit zwei Punkten, was ihn als ungültig kennzeichnet.
Der erste Stein in der dritte Reihe ergänzt dann das T zu "LE PLUS FORT".
So geht das weiter, bis die ganze Nachricht dekodiert ist.
Zu beachten ist noch, dass die Mauer rechts bündig abschließen soll und deshalb einige Steine rechts mit zwei Punkten als ungültig deklariert sind.
Die einzelnen Punkte könnte man auch zufälliger verteilen, so dass sie mehr wie Einschusslöcher und natürlicher aussehen.
Beispiel nach Selenus
Die versteckte Nachricht hier lautet "Multi pervenirent ad sapientiam ni iam putassent se pervenisse." was lateinisch ist und auf deutsch "Viele könnten zu Weisheit gelangen, wenn sie nicht glauben würden, sie bereits erreicht zu haben" bedeutet.Selenus schmückt die Mauersteine noch ein wenig mehr aus und gibt ihnen ein dreidimensionales Aussehen, indem er auch die linke Seite und die Draufsicht andeutet.
Die Kodierung erfolgt analog dem Beispiel von Vigenere, auch hier sind ungütlige Steine durch zwei Punkte, wenn auch übereinander, gekennzeichnet.
Außerdem zeichnet Selenus die Mauerspalten weniger gut erkennbar, dafür aber auch weniger auffällig.
Quellen, Literaturverweise und weiterführende Links
(1) Blaise de Vigenère: Traicté des chiffres, ou Secrètes manières d'escrire, 1586
(2) Gustavus Selenus: Cryptomenytices et Cryptographiae libri IX., Lüneburg, 1624 (lateinisch)
(3) Schott, Kaspar: Schola Steganografica, Nürnberg 1680 (lateinisch)
(4) Schmeh, Klaus: Versteckte Botschaften: Die faszinierende Geschichte der Steganografie, Heise Verlag, 2. Auflage 2017, Telepolis-Edition
(2) Gustavus Selenus: Cryptomenytices et Cryptographiae libri IX., Lüneburg, 1624 (lateinisch)
(3) Schott, Kaspar: Schola Steganografica, Nürnberg 1680 (lateinisch)
(4) Schmeh, Klaus: Versteckte Botschaften: Die faszinierende Geschichte der Steganografie, Heise Verlag, 2. Auflage 2017, Telepolis-Edition