Kryha Chiffriermaschine

Herkunft / Verwendung: Die Kryha wurde von Alexander von Kryha in den 1920er Jahren entwickelt und ist eine mechanische Chiffriermaschine. Es gab sie in drei Ausführungen: Der Kryha Standard, einemr ca. 4,5 kg schwerer Maschine in der Größe einer Hutschachtel, die einen edlen Eindruck mit ihrem silbernen Äußeren machte. Später kam eine Miniversion, die 'Liliput' heraus, die sehr klein und mobil war, wenn auch nicht ganz so komfortabel in der Bedienung war. Die dann folgende elektromechanische Version 'Elektric' war schwerer, aber schneller.

Die Kryha-Maschinen waren für den kommerziellen Bereich bei Banken, Großunternehmen und Diplomaten konzipiert. Doch auch Polizei, Geheimdiensten und dem Militär bot Kryha seine Maschinen an.

Vom damaligen Sitz der Firma Kryhas in Berlin wurde die Maschine u. a. in Großbritannien (über Marconi) und in den USA vertrieben. Auch in die Sowjetunion konnte Kryha seine Maschinen absetzen, wo sie "Kriga Majala" hießen.

Die Vermarktungsmethoden Kryhas waren modern und auch auf Messen und Ausstellungen wurde die Kryha vorgestellt. 1926 gewann sie auf der Polizei-Ausstellung in Berlin den Staatspreis des preußischen Innenministeriums.

Langfristiger Erfolg war Kryha allerdings nicht beschieden. Seine Firma ging Anfang der 1930er Jahre pleite. Auch ein Neuversuch Anfang der 1950er war nicht von Erfolg gekrönt, auch wenn die Werbung noch agressiver war.

Aufbau und Bedienung der Kryha

Im Gehäuse der Kryha sind um eine zentrale Achse eine innere Scheibe und ein äußerer (Halb-) Ring so angeordnet, dass sich jeweils alle 26 Buchstaben des Alphabets gegenüber stehen. Die Buchstaben in den 26 Sektionen auf der Scheiben und dem Ring ließen sich austauschen, also in der Position ändern, so dass es zwei Schlüsselalphabete gab.

Vor Gebrauch musste man das Uhrwerk der Kryha mit einer Kurbel aufziehen. Drückte man nun auf die Weiterschaltungstaste, schaltete die Kryha die innere Scheibe um eine wechselnde Anzahl von Schritten weiter. In dem Getriebe in der Weiterschaltungsmechanik waren 17 Weiterschaltungen fest eingestellt, bevor sich der Zyklus wiederholte.

Für das Kodieren eines Textes brachte man zuerst die Kryha in die Ausgangsstellung, d. h. man stellte das Weiterschaltungsritzel auf die Ausgangsstelung (Anfang der Weiterschaltungs-Sequenz). Wenn man wollte, konnte man jetzt die Weiterschaltungstaste eine definierte Anzahl mal hinunterdrücken, um die Kryha weiterzuschalten (dieser Offset ist ein weiteres Schlüsselmerkmal). Dann suchte man das Pendant des ersten Klartextbuchstaben auf den Scheiben und notierte sich den Geheimtextbuchstaben. Dann wurde die Weiterschaltungstaste betätigt und mit dem nächsten Buchstaben fortgefahren. Für das Dechiffrieren verfuhr man genau auf die selbe Art, nur dass man die Buchstaben in die andere Richtung ablas.

Der Schlüssel bestand also aus der Buchstabenanordnung der inneren und äußeren Scheibe und deren Anfangsposition sowie der Anfangsposition des Weiterschaltungsritzels. Kryha errechnete daraus die Kombinationsmöglichkeiten und kam auf eine 23-stellige Zahl, die er sich bom Mathematiker Georg Hamel in einem Gutachten bestätigen ließ und mit dem er warb. Doch wenn man bedenkt, dass die Weiterschaltungs-Sequenz immer die gleiche ist und davon ausgeht, dass die Alphabete wegen des Aufwandes (abschrauben, vertauschen, festschrauben) eher selten gewechselt werden und evtl. noch, dass immer mit einer zurückgesetzen Weiterschaltungs-Sequenz (Offset 0) gearbeitet wird, dann bleibt nur eine eher geringe Sicherheit übrig.

So gelang dem Team um William Friedman 1933 die Dechiffrierung eines Textes in nur ein paar Stunden, die ihm von Anwalt von A. M. Evalenko zum Test zusandte. Evalenko hatte für die Vertriebslizenz der Kryha für die USA nicht weniger als 100.000 US$ bezahlt und bot die Maschine dem US-Militär an. Es darf aber angenommen werden, dass Friedman die Kryha und damit deren Weiterschaltungssequenz bereits bekannt war oder ihm ein Exemplar zur Verfügung stand. Trotzdem war dies ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie es um die Sicherheit der Kryha bestellt war. Das US-Militär lehnte natürich ab.

Beispiel

Klartext:the court is unable therefore to perceive the presence in the instant case of any circumstance
Schlüssel:PLMJNHGIBAKETCDQXSWVURFOZY,JNFGHEACBDWYXZVURSTQLOIMPK
Chiffrat:XYI CPNDE AM APDTRA XXPZXHYRY TW QXFHCDJK AHQ URZPPPZQ OF UVK FEMNEAO NGTT XS VVU BDGJREJFHEOK (Offset 14)

Code / Chiffre online dekodieren / entschlüsseln bzw. kodieren / verschlüsseln (DeCoder / Encoder / Solver-Tool)

Als Schlüssel sind durch Kommata getrennt anzugeben: Alphabet innere Scheibe ab Anfangsposition, Alphabet äußerer Ring ab Anfangsposition. Jeweils 26 Buchstaben.

Die Weiterschaltungsstellung muss nicht angegeben werden. Es werden alle 17 Offsets durchgerechnet. Der Offset, bei dem lesbarer Klartext bei der Entschlüsselung erscheint ist der richtige.

Die Simulation der Kryha beruht auf Informationen aus dem Dokument "Q. E. D. - 2 hours, 41 minutes", 1933 verfasst von Lambros D. Callimahos und freigegeben von der NSA in 2004. Weitere Testvektoren lagen leider nicht vor. Sollten Sie eine Kryha besitzen oder über weitere Testvektoren verfügen, würde ich mich über Bestätigung der Korrektheit der Berechnungen via e-mail freuen.



Quellen, Literaturverweise und weiterführende Links

Foto: eigene Aufnahme im HNF Paderborn
Lambros D. Callimahos: Q. E. D. - 2 hours, 41 Minutes, NSA 1933
Schmeh, Klaus: Die Welt der geheimen Zeichen, W3L 2004, S. 44
Schmeh, Klaus: Kryptografie: Verfahren - Protokolle - Infrastrukturen, dpunkt Verlag, 5. Auflage 2013, iX-Edition, S. 67
Die Kryha auf der Website cryptocellar.org