Heinrich IV. Chiffre
Kategorisierung: | Klassisch / Substitution / Monoalphabetisch mit Homophonen |
Herkunft / Verwendung: |
Heinrich IV. (geboren am 13. Dezember 1553 in Pau, Navarra und verstorben am 14. Mai 1610 in Paris), auch Heinrich, der Vierte, Henri IV, Henri Quatre, Henri le Grand, Enric Quate Lo Gran und in seiner Heimat lo nòstre bon rei Enric (zu deutsch "unser guter König Heinrich") genannt, war ab 1572 König von Navarra und ab 2. August 1589 bis zu seiner Ermordung am 14. Mai 1610 König von Frankreich. Heinrich IV. spielte als Anführer der hugenottischen Partei eine zentrale Rolle in den Hugenottenkriegen. Nachdem das Haus Valois erloschen war, erbte Heinrich die Krone Frankreichs und wurde der erste König aus dem Haus Bourbon. Für vier Jahre lang blieb er einziger protestantische König in der Geschichte Frankreichs. Doch erst mit seinem Übertritt zum Katholizismus 1593 hatte er den Thron Frankreichs fest inne. Heinrich der IV. ist bekannt dafür, dass er nach den Bürgerkriegen das Land wieder aufbaute und die Grundlagen für den französischen Einheitsstaat schuf und diesen wieder zu einer Großmacht werden ließ. Er versuchte sich gegen das Haus Habsburg durchzusetzen, um die Vorherrschaft in Europa zurückzugewinnen. In seiner Amtszeit erließ er unter anderem das Edikt von Nantes, welches französischen Protestanten freie Religionsausübung zusicherte. In seiner Kommunikation mit dem Duke von Nevers (Duc de Nevers) in den Jahren 1591 und 1592 kamen die wie folgt beschriebenen Chiffren zum Einsatz. |
Beschreibung der Chiffren
Es kamen zwei unterschiedliche Chiffren zum Einsatz: die eine bestand ausschließlich aus Ziffern bzw. Zahlen, die andere aus eigentümlichen Symbolen.Beiden Chiffren gemeinsam ist, dass sie homophon waren, also für die häufig in der Sprache vorkommenden Buchstabenen mehrere Ersetzungen (eben Zahlen oder Symbole) zur Verfügung standen, aus denen zufällig ausgewählt wurde. Dieses Vorgehen sollte die Kryptoanalyse durch Häufigkeitsbestimmung erschweren.
Die Substitutionstabellen sind für das damalige 23-buchstabige französich/lateinische Alphabet optimiert und enthält kein J (wird durch I ersetzt), kein K (wird ggf. durch C ersetzt) und kein V oder W (wird durch U bzw. UU) ersetzt. Beim Dekodieren wird das U durch ein V ersetzt, was der lateinischen Schreibweise entspricht und das W lesbarer macht.
Durch die Ersetzung von W durch UU beim Kodieren kann das Chiffrat länger sein als der Klartext.
Die Vokale beider Chiffre haben besonders viele Homophone. Aber auch die Konsonanten haben zumeist drei Homophone, aus denen gewählt werden kann.
Beschreibung der Zahlen-Chiffre (Variante 1)
Obige Abbildung zeit die originale Substitutionstabelle. Jeder Klartextbuchstabe hat mindestens zwei Alternativen zum zufälligen Auswählen eines Chiffratbuchstaben, durch den der Klartextbuchstabe ersetzt wird. Diese wurde zusammengeschrieben und nur zwischen den ursprünglichen Wörtern wurde eine kleine Leerstelle gelassen.
Weil alle Zahlen eines Wortes zusammengeschrieben werden und da es auch Zahlen jenseits von 100 gibt, verbieten sich einstellige Substitute sowie solche, die mit 10, 11 oder 12 beginnen.
Ungeschickterweise sind die Zahlen nicht zufällig über die Klartextbuchstaben verteilt. Statt zum Beispiel die Neunziger-Zahlen (9x) auf alle Buchstaben zu verteilen, finden sie sich nur beim A. So wird viel von der möglichen Sicherheit aufgegeben, weil man so schon weiß: etwas, das mit einer 9 beginnt, steht für ein A. So muss man sich in diesem Fall die zweite Ziffer erst gar nicht mehr anschauen. Bei den anderen Buchstaben sieht es nicht besser aus.
Außer der direkten Buchstaben zu Zahl - Übersetzung gibt es auch noch eine Wort zu Zahl-Übersetzung. Dazu werden die Zahlen wieder hergenommen, aber zusätzlich gekennzeichnet mit einem Merkmal über der Zahl: durch ein ^, ein x oder einen Punkt (.). Für Doppelbuchstaben wird ein nach oben offener Bogen verwendet und der Zahlenbereich von 1 bis 26 verwendet.
Beim Dekodierung muss man also zuerst nach einem Marker über der Zahl Ausschau halten, um zu wissen, ob man sie nicht gesondert behandeln muss. Und beim Kodieren sind zuerst die Sonderregelungen bezüglich Wörtern und Doppelbuchstaben anzuwenden.
Ein Beispiel zur Dechiffrierung eines historischen Dokuments erfolgt nach der Erläuterung der Symbol-Chiffre.
Es ergibt sich für die Buchstaben folgende Substitutionstabelle:
A: 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99
B: 40 41 46
C: 42 43 47
D: 44 45 48
E: 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79
F: 60 61 62
G: 63 64 65
H: 66 67 68
I/J: 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59
K -> C
L: 80 81 82
M: 83 85 86
N: 87 88 89
O: 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39
P: 100 101 102
Q: 103 104 105
R: 106 107 108
S: 109 110 111
T: 112 113 114
U: 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29
V -> U
W -> UU
X: 115 118
Y: 116 119
Z: 117 120
BB: °01 oder °12
DD: °02 oder °13
FF: °03 oder °14
GG: °04 oder °15
LL: °05 oder °16
MM: °06 oder °17
NN: °07 oder °18
OO: °08 oder °19
PP: °09 oder °20
RR: °10 oder °21
SS: °11 oder °22
TT: °23 oder °24
UU: °25 oder °26
Beschreibung der Symbol-Chiffre (Variante 2)
Hier werden anstatt der Zahlen Symbole als Substitute benutzt. Da diese alle unterschiedlich aussehen, fällt das Problem mit den Zahlengruppierungen pro Buchstabe weg, was die Chiffre in Variante 1 so geschwächt hatte. Deswegen ist diese Variante wohl sicherer und schwieriger zu kryptoanalysieren als Variante 1. Aber uns liegt hier ja nun die originale Substitutionstabelle vor.
Auch hier gibt es wieder Substitute für ganze Wörter (siehe linke Spalte), die Symbole, aber auch lateinscieh Buchstaben verwenden. Für die Doppelbuchstaben kommt hier ein Misch-Masch aus zweitstelligen zahlen, Buchstaben und Symbolen zum Einsatz. Außerdem scheint es ein paar Blender/Nullzeichen (Nulles) zum Einsatz. Warum man die allerdings durch Durchstreichen wieder als solche kenntlich macht, bleibt mir unerschlossen.
Dekodierung am Beispiel eines historischen Chiffrats
Das Chiffrat (erste drei Zeilen) lautet:
5070 10075891093055111 8331871127 106 99 426876299082 4278
83981135187 pour 91808272106 98 4266992689116 70112 1087011230291078970106
4470109 4277 1093051108 7788 437611011270 2051°570 1003029106 7089 1019010711250106
...
Mon cousin, Je pensois monter à cheval ce matin pour aller à Chauny et retourner dès ce soir en ceste ville pour en partir demain et me rendre lundy à Crecy mais une grosse fievre m’a pris et me tient il y a quatorze heures sans apparence de diminution ni que les medecins sache[n]t dire quelle elle sera à ce soir ou demain matin je vous en mandray des nouvelles.was sich ins Deutsche übersetzt zu
Cependant je trouve tres bon vostre advés de passer mon armee où vous m’avez escrit pour les raisons que vous me mandez et pour oster tout umbrage à celuy duquel vous m’avez envoyé le double de la lettre qu’il m’escrit au subjet de laquelle je vous asseure n'avoir jamais pensé comme je le luy fais entendre par ma response et mande encores au sieur de Sancy qui est de ses amis de le luy dire de ma part. Vous pouvez executer vostre desseing sans peril car le duc d’Aumalle s’est retiré avec toutes les forces d[e] Picardye en telle diligence qu’il n’a osé sejourner en aucun lieu que une heure à La Fere; encores a il laissé de ses plumes à la garnison de Chauny.
Le reste de leur armée est fort diminué et s’est logé le long de la riviere d’Esne tirant de Soissons à Retheil. Toutesfois de peur qu’elle n’entrepreigne quelque chose ou qu’elle donne allarme à ceux de mes villes de Challons, d’Esparnay et autres lieux de mon pais de Champagne, nous voyans esloignez, j’escris aux sieurs de Thommasin , de Vignolles , à ma court de parlement et de madite ville de Challons qu’ilz soyent diligens à se garder de surprise et qu’ilz s’asseurent de mon brief retour comme je le leur ay promis. Les nouvelles du Pais Bas continuent la prise de Couverden et la deffaicte des trois regimens de lansquenetz et de la cavallerie qui estoit envoyée pour le secourir s’il est ainsy le duc de Parme ne peult entreprendre de venir en mon royaume de plus de trois moys ; j’ay adverty mon cousin le cardinal de Bourbon , les sieurs de mon conseil et do de se trouver aujourd’huy ou demain à Senlis afin de les y prendre et de les mener avec moy à Meleun où il me tarde que je ne sois desja arrivé.
Priant, sur ce, Nostre Seigneur, qu’il vous ayt, mon cousin en sa sainte et digne garde. Escrit à Noyon le XII e jour de septembre 1592.
[Signé] Henry
Lieber Cousin,
Ich hatte vor, heute Morgen zu reiten, um nach Chauny zu gehen und heute Abend in diese Stadt zurückzukehren. Um morgen von dort abzureisen und am Montag nach ...
Aber ein großes Fieber hat mich gepackt und lässt mich nicht los. Ich bin seit vierzehn Stunden im Bett, ohne dass ich eine Besserung sehe. Ich bin noch nicht wieder gesund, und die Ärzte können mir auch nicht sagen, wie es weitergeht. Ich werde Ihnen sagen, wie es bis heute Abend oder morgen früh sein wird. Ich werde Ihnen davon berichten.
Ich finde es jedoch sehr gut, dass Sie mir gesagt haben, ich solle Sie haben mir aus den genannten Gründen geschrieben. Sie haben mir gesagt, ich solle mich an Sie wenden. Sie haben mir den Brief des Herrn, den Sie mir geschickt haben, nicht zurückgeschickt. Ich habe Ihnen den Brief, den er mir geschrieben hat, doppelt geschickt. Ich versichere Ihnen, dass ich nie daran gedacht habe. Ich habe es ihm durch meine Antwort zu verstehen gegeben. Ich habe ihm gesagt, er solle sich von mir fernhalten. Er ist ein Freund von mir. Sie können Sie können Ihr Vorhaben ohne Gefahr ausführen, denn der Herzog d'Aumalle hat sich mit allen Kräften aus Picardie zurückgezogen. Picardye in einer solchen Eile, dass er es nicht wagte, sich zu an keinem Ort mehr als eine Stunde in La Fere zu verweilen. Er ließ der Garnison von Chauny seine Federn.
Der Rest ihrer Armee ist stark geschrumpft und hat sich am Sie haben sich entlang des Flusses Esne, der von Soissons bis Retheil. Jedoch aus Angst, dass sie dass sie etwas unternimmt oder die Menschen in den Menschen in meinen Städten Challons, d'Esparnay und anderen Orten in meinem Pais de Da wir uns weit entfernt sehen, schreibe ich an die die Herren von Thommasin, von Vignolles, an meinen court de parlement et de madite ville de Challons, dass sie fleißig sein sollen, um sich vor dem und dass sie sich meiner kurzen Rückkehr vergewissern. wie ich es ihnen versprochen habe. Die Nachrichten aus Pais Bas setzen die Einnahme von Couverden und die deffaicte des trois regimens de lansquenetz et de la der Kavallerie, die zu seiner Unterstützung ausgesandt worden war.
Wenn es so ist, kann der Herzog von Parma nicht mehr in mein Königreich zu kommen, mehr als Ich habe meinen Vetter, den Herrn Kardinal von Bourbon, die Herren meines Rates und do, sich heute oder morgen in Senlis aufzuhalten. Senlis zu kommen, um sie dort abzuholen und sie mit mir zu führen. Ich werde ihn nach Meleun bringen, wo ich mich beeile, wenn ich nicht schon da bin. bereits angekommen bin.
In diesem Sinne bete ich zu unserem Herrn, dass er dich habe, meinen Vetter in seine heilige und würdige Obhut. Geschrieben in Noyon am XII. Tag des Septembers 1592.
Gezeichnet: Henry
Anwendungs-Beispiel
Klartext: | Beispielklartext |
Chiffriert: | 41725510910158768143829710611370115112 |
Code / Chiffre online dekodieren / entschlüsseln bzw. kodieren / verschlüsseln (DeCoder / Encoder / Solver-Tool)
Quellen, Literaturverweise und weiterführende Links
(1) Wikipedia: Heinrich IV. (Frankreich)
(2) Camille Desenclos (University of Picardie Jules-Verne), George Lasry (The Decrypt Project): An early French digit cipher: deciphering a letter from the King of France to the Duke of Nevers (1592), HistoCrypt 2024
(2) Camille Desenclos (University of Picardie Jules-Verne), George Lasry (The Decrypt Project): An early French digit cipher: deciphering a letter from the King of France to the Duke of Nevers (1592), HistoCrypt 2024