Glaubhafte Abstreitbarkeit

Die Situation einer glaubhaften Abstreitbarkeit (auch glaubhafte Bestreitbarkeit; englisch plausible deniability) liegt vor, wenn ein Mitwissen bzw. eine Mitwirkung an einem Ereignis überzeugend dementiert werden kann, unabhängig vom tatsächlichen Wahrheitsgehalt dieses Dementis. Es entspricht etwa dem Vorgehen, sich vorher eine Ausrede zurechtzulegen, die nicht angezweifelt werden wird, falls man erwischt wird.

Der Begriff wurde von der CIA Anfang der 1960er Jahre geprägt und beschreibt die Strategie, hochrangige Beamte und Regierungsmitglieder vor Strafverfolgung oder sonstigen negativen Konsequenzen zu schützen, für den Fall, dass illegale oder unpopuläre CIA-Aktivitäten öffentlich werden würden.

So könnte zum Beispiel für den Fall einer Offenlegung bereits im Vorfeld ein Sündenbock platziert bzw. instruiert werden, der die Schuld auf sich nimmt, wenn ein Unternehmen publik wird und politischen Schaden erzeugen könnte. Zum Beispiel könnte dann ein (vielleicht eh kurz vor der Pensionierung stehender) General zugeben, nicht auf Befehl des Präsidenten, sondern an ihm vorbei auf eigene Kappe gehandelt zu haben.

In der Kryptografie wird der Begriff der glaubhafte Abstreitbarkeit ebenfalls verwendet, wenn man glaubhaft abstreiten kann, der Besitzer von bestimmten Daten oder überhaupt von verschlüsselten Daten zu sein.

So kann z. B. das Dateiverschlüsselungssystem TrueCrypt (jetzt VeraCrypt) für einen Datenbehälter zwei Passwörter verwalten. Eines für die brisanten Daten und eines für unverfänglich oder wenig verfängliche. Wird man erpresst bzw. unter Druck gesetzt, sein Passwort zu nennen, so nennt man das unverfängliche. Das System kann damit (anscheinend komplett) entschlüsselt werden und der Erpresser gibt sich zufrieden. Er wird einen für unschuldig halten. Eventuell sollte man noch ein kleines Ablenkungsmanöver starten und einen "Red Herring" (zu deutsch roten Hering) platzieren, der einen plausiblen Grund liefert, die Daten überhaupt verschlüsselt zu haben und der vom "Ermittler" gefunden und als Begründung akzeptiert werden wird. Dies könnten zum Beispiel ein paar peinliche, aber legale Bildchen sein.

Mittels Steganografie kann man Daten auch so verstecken, dass sie erst gar nicht als geheime Botschaften auffallen. Dann wird erst gar keine Anschuldigung auftauchen, die abzustreiten wäre. Vorausgesetzt, die Steganografie wird nicht doch aufgedeckt; denn dann wird das Abstreiten schwierig werden.



Quellen, Literaturverweise und weiterführende Links

Kuhn, Nico: Das Buch der geheimen Verschlüsselungstechniken, Data Becker Verlag 2009, S. 220