Yellow Dots Code (Machine Identification Code für Farblaserdrucker)

Herkunft / Verwendung:
Der Yellow Dots Code (zu deutsch "Gelbe Farbpunkte Code") wird auch Machine Identification Code genannt und wird durch moderne Farblaserdrucker mit ausgedruckt, ohne das dies dem Benutzer bekannt sein dürfte. Er soll das Tracken (nachverfolgen) von Dokumenten ermöglichen, die mit einem Farblaserdrucker ausgedruckt werden.

Dieses "Feature" ist natürlich nirgends in der Bedienungsanleitung des Laserdruckers aufgeführt und sollte wohl möglichst geheim bleiben. Da sich der Code durch das Aufbringen von winzigen, Farbpunkten mit gerade 0,025 bis 0,1 mm Durchmesser (je nach Hersteller) in der auf weißem Papier sehr schlecht sichtbaren Farbe gelb auszeichnet und man ihn mit bloßem Auge nicht erkennen kann, kann man ihn durchaus als ein steganografisches Verfahren bezeichnen.

Warum zahlreiche Druckerhersteller diese Farbmarkierungen auf den Ausdrucken anbringen, ist nicht bestätigt. Es ist aber anzunehmen, dass diese das aufgrund irgendwelcher Vorgaben von Geheimdiensten oder sonstiges Regierungsorganisationen tun. Dass es sich um eine Vorgabe handelt lässt sich daraus schließen, dass bei vielen Drucker-Herstellern ein solches Kodierungsverfahren zum Einsatz kommt. Eine vorgebende Instanz ist sehr wahrscheinlich, denn es besteht für die Hersteller keine Motivation, diesen Mehraufwand zu treiben, wären sie nicht auf irgendeine Art dazu verpflichtet. Der leicht erhöhte Verkauf von gelben Druckerkartuschen wird den Entwicklungsaufwand kaum auffangen können.

Wahrscheinlich soll der Yellow Dot Code den Nachrichtendiensten oder den strafverfolgenden Behörden ermöglichen, für beschlagnahmte oder abgefangene Dokumente zu ermitteln, wer Urheber der Ausdrucke ist, um so Spione, Whistleblower oder Verbrecher zu identifizieren.

Ein Nachfrage des Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD) an einen Druckerhersteller (19) zu den Yellow Dots wurde nur insoweit beantwortet, dass es sich hierbei um einen Teil des "Kennzeichnungs- und Banknotenerkennungssystems" ("Counterfeit Deterrence System (CDS)") handele, für die die "Central Bank Counterfeit Deterrence Group (CBCDG)" zuständig sei. Das Verfahren soll verhindern, "dass mittels PCs und Geräten zur digitalen Bildbearbeitung das Bild einer geschützten Banknote erfasst oder reproduziert wird". Eine weitere Nachfrage des ULD bei der CBCDG ergab aber bemerkenswerterweise, dass die Tracking Dots kein Produkt der CBCDG seien.

Offensichtlich schießen die Markierungen mit Yellow Dots aber über das Ziel der Falschgelderkennung hinaus. Datensparsamere Maßnahmen wie das EURion-System (20) genügen diesem Zweck bereits. Hier stellt sich auch die Frage nach dem Datenschutz und der Vereinbarkeit mit der DSGVO (Datenschutzgrundverordnung) und danach, ob Seriennummer des Druckers und Ausdruckzeitpunkt und ggf. weitere Angabe zu den personenbezogenen Daten zu zählen sind.

Den meisten Besitzern eines Farblaserdruckers dürfte gar nicht bekannt sein, dass ihr Drucker verdeckt seine Seriennummer und weitere Daten mit ausdruckt. Von einer impliziten Einwilligung der Daten durch Weitergabe des Dokuments durch den Ausdruckenden kann man also nicht ausgehen, da ihm diese gar nicht bewusst ist. Tiefer soll die rechtliche Behandlung aber in diesem Artikel nicht gehen. Das wäre eher Thema für die Betrachtung durch einen kundigen Anwalt.

Im Jahr 2004 wurden die Existenz dieser gelben Punkte auf Ausdrucken von Farblaserdrucken durch einen Artikel der PCWorld der Öffentlichkeit bekannt. Dieses berichtete von Erfolgen der niederländischen Polizei, als sie bezüglich der erkannten kleinen gelben Punkte beim Druckerhersteller nachfragte. (5)

Die Electronic Frontier Foundation (kurz EFF), eine US-amerikanische Bürgerrechtsorganisation, veröffentlichte 2005 einen Bericht über die Yellow Dots und hat eine Liste der betroffenen Druckermodelle online gestellt (1). Zu den Herstellern, die Yellow Dots auf Ausdrucken aufbringen gehören: Brother, Canon, Dell, Epson, Fuji, einige Modelle von Hewlett-Packard, IBM, Konica / Minolta, Kyocera, Lanier, Lexmark, NRG, Panasonic, Ricoh, Savin, Toshiba, einige Modelle von Xerox/Tektronix.

Zum Zeitpunkt der letzten Tests der EFF (2017) waren nur folgende Hersteller nicht betroffen: Oki/OkiData, Samsung. Alle anderen brachten Yellow Dots nach einem bestimmten Schema auf, und dies vielfach (bei einem A4 Blatt ca. 150 mal) über das ganze Blatt Papier verteilt.


Der Yellow Dots Code selbst besteht zum Beispiel bei Xerox Druckern aus einer Matrix von 15 Spalten und 8 Zeilen, in der an den entsprechenden Positionen gelbe Punkte gesetzt sind oder nicht. Es handelt sich also um eine binäre Kodierung.

In der Yellow-Dot-Codematrix von Xerox sind der Ausdruckzeitpunkt mit Datum und minutengenauer Uhrzeit sowie die Seriennummer des Druckers kodiert (siehe die Spezifikationen der Yellow-Dot-Matrizen weiter unten). Es kann aber auch sein, dass nur die Seriennummer und kein Druckdatum kodiert ist. Dies ist bei den kleineren 8x8 Yellow-Dot-Matrizen (wie rechts zu sehen) anzunehmen.

Der Chaos Computer Club (CCC) fand 2005 einen Farbkopierer mit einer Yellow-Dot-Matrix von sogar 32 × 16 Punkten (3), mit der man eine Datenmenge von 64 Byte unterbringen könnte. Hier ist die Speicherung noch weiterer Datenfelder anzunehmen.

Da die Yellow Dots in hellem gelb und winzig klein (nur 0,025 bis 0,1 mm) sind, sind sie mit bloßem Augen nicht zu erkennen. Sie werden erst unter einer starken Lupe bei genauem Hinsehen oder einem Mikroskop sichtbar. Oder wenn man die Seite mit einem Flachbettscanner in hoher Auflösung (600 dpi oder mehr) wieder einscannt. Sichtbar werden die Dots erst bei ca. 30facher Vergrößerung. Die Beleuchtung des Ausdruckes mit ultraviolettem oder blauem Licht ist dabei hilfreich, weil es die gelben Punkte hervorhebt.

Bei relativ teuren Geräte wie einem Farblaserdrucker wird unter anderem aus Gewährleistungsgründen die Seriennummer protokolliert und erscheint auf Lieferschein, Rechnung und in Serviceverträgen. Diese Daten werden wahrscheinlich bei Lieferanten und Händlern gespeichert, auch um zu überprüfen, ob bei einem Garantiefall nicht etwa ein anderes Gerät als das gekaufte zur Reparatur untergeschoben werden soll.

Durch die Lieferkette kann man ermitteln, wo ein Gerät mit einer bestimmten Seriennummer letzendlich gelandet ist. Zumindest im gewerblichen Bereich. Private Weiterverkäufe sind natürlich möglich, aber auch hier kann man durch Befragung ermitteln. Die Seriennummer kann so zum Ausdruckenden und so zum Täter führen.

Das Ausdruckdatum kann auch bei Ermittlungen hilfreich sein, um die zeitlichen Zusammenhänge aufzuklären. Bei günstigen Druckern für den Heimbereich stellt man normalerweise keine Uhrzeit für den Drucker ein, aber selbst die könnte unbemerkt über USB übertragen werden, denn Druckertreiber und Firmware des Druckers sind eigentlich nur dem Hersteller bekannt. Bei größeren Modellen, die im Unternehmensnetzwerk (LAN) hängen, kann die Zeit über einen Zeitserver abgeglichen werden.

Um die Privatsphäre zu schützen, könnte man als Gegenmaßnahme den Text auf einem komplett gelben Hintergrund drucken, auf dem die "Yellow Dots" dann nicht mehr zu sehen wären. Das wäre aber ein auf die Dauer teures Unterfangen, weil damit viel gelber Toner verbraucht würde. Oder man versucht, die Yellow-Dot-Matrizen zu stören, indem man zusätzliche gelbe Punkte auf das Papier druckt.

Ein Forscherteam der TU Dresden hat 2018 eine solche, frei erhältliche Software namens Deda (16)vorgestellt (2, 15), die durch zusätzliche gelbe Punkte die versteckten Information unbrauchbar machen soll. Da die Yellow Dots allerdings durch die Druckerfirmware selbst platziert werden, auf die man von außen keinen Zugriff bekommt, wird sich die Software schwer tun, die vorhandenen Yellow-Dot-Matrizen präzise durch zusätzliche Punkte zu treffen und zu stören.

Darum ist als Vorschritt in der Deda-Software ein Kalibrierungsvorgang notwendig, da eben genau definiert werden muss, an welchen Stellen die Tracking-Muster platziert werden, um eben die Punkte exakt überdrucken zu können (22).

Wie exakt die verschleiernden Deda-Zusatzpunkte positioniert werden können, kann ich mangels betroffenem Drucker leider nicht nachvollziehen, es käme auf einen Versuch an. Es bleibt aber das Risiko, dass diese Zusatzpunkte den Matrizen gegenüber minimal versetzt oder doppelt gedruckt sind und die ursprünglichen Matrizen trotzdem noch erkannt werden können. Außerdem wiederholen sich die Yellow-Dot etwa 150 mal auf einem A4-Blatt; es gibt also 150 "Originale". Wenn die zusätzlichen gelben Punkte zufällig sind, könnte man sie wieder herausrechnen, weil es genügend "Originale" gibt, die das ursprüngliche Aussehen in sich tragen.

Am sichersten wird es wohl sein, die gelbe Farbpatrone des Laserdruckers komplett leer zu machen, damit schon hardwaremäßig keine gelben Punkte mehr gedruckt werden können. Kommt kein Gelb im gewünschten Ausdruck vor, ist dies kein Nachteil. Vorausgesetzt, der Drucker weigert sich nicht, mit einer leeren Farbkartusche zu drucken.

Ist dies nicht möglich, ist die Deda-Software wohl die praktikabelste Lösung, wenn auch vielleicht nicht 100%ig sicher. Oder man sucht sich einen Drucker, der keine Yellow Dots aufbringt. Da kein Hersteller das verdeckte "Feature" bewirbt, wird es nicht ganz leicht, vor dem Kauf festzustellen, ob das Modell Yellow Dots ausspuckt. Bei einem online gekauften Gerät hätte man in Deutschland ein 14-tätiges Rückgaberecht. Genug Zeit für einen Testdruck und Inspektion des Ausdrucks mit Blaulicht und Lupe. Und selbst der Einzelhandel soll (muss?) Geräte zurücknehmen, soweit das besondere "Feature" beim KAuf verwschwiegen wurde. Was es eigentlich immer wird.

Es sind einige Fälle bekannt geworden, bei denen Personen durch den Yellow Dot Code ermittelt werden konnten. Bekanntestes Beispiel dürfte die Whistleblowerin Reality Winner sein. Winner arbeitete bei einer US-Regierungsbehörde in Georgia und befügte über die Sicherheitsfreigabe für streng geheime Informationen. Sie wird beschuldigt, einen Geheimdienstbericht ausgedruckt und dem Webportal The Intercept geschickt zu haben. Sie konnte anhand des Yellow Dot Codes ihres Druckers aufgespürt und überführt werden. Winner gab die Tat zu und wurde festgenommen. (4)

Auch ein Brandstifter aus Berlin konnte 2011 durch die Yellow Dots überführt werden. Der Täter hinterließ den Ausdruck einer BZ-Titelseite nach dem Brandanschlag auf die Ahmadiyya-Moschee in Wilmersdorf. Ihm werden nun noch weitere Fälle von schwerer Brandstiftung vorgeworfen. Es gab eine ganze Serie davon in Berlin. Dabei hat der Täter die Seite noch nicht einmal selbst gedruckt, sondern bekam diese von einem BZ-Mitarbeiter zugeschickt. Dadurch konnte aber die Verbindung hergestellt werden.

Ein jüngeres Beispiel aus 2020 betrifft einen aus dem Irak Stammenden, dem eine Anschlagsserie auf ICE-Züge auf der Strecke München-Nürnberg zur Last gelegt wird. Er soll versucht haben, in Deutschland insgesamt vier Züge zum Entgleisen zu bringen. Vor dem Landgericht Wien bekannte sich der Angeklagte lediglich der schweren Sachbeschädigung schuldig. Ihm wurde zum Verhängnis, dass er das Original eines Drohschreibens beim Kopieren in einem Copy-Shop vergaß. Was er nicht wußte: Auch Farbkopierer bringen den Yellow Dot Code auf.

Spezifikationen der Yellow-Dot-Matrizen

Xerox DocuColor 12 (dekodiert von EFF)

Beim Farblaserdrucker des Herstellers Xerox, Modell DocuColor 12, fand der EFF eine 15x8 große Yellow-Dot-Matrix. Die Yellow Dots sind in der folgenden Grafik größer dargestellt, um sie besser sichtbar zu machen. (9)



Diese konnte sie wie folgt dekodieren:



Die erste Spalte und die erste Zeile dienen jeweils der Paritätsüberprüfung und damit der Sicherstellung der Datenintegrität. Ist in einer Zeile (bzw. Spalte) eine ungerade Anzahl von Dots, so wird das Paritätsbit (also der Dot) gesetzt. Bei einer geraden Anzahl (Null gehört dazu) wird kein Paritätsbit gedruckt.

Es bleibt eine 14x7 große Matrix mit den binären Informationen, dessen Korrektheit durch die Paritätsbits überprüft werden kann. Die Kodierung der 14x7-Matrix geschieht binär. Die unterste Zeile hat die Wertigkeit 1 (20, die oberste Zeile (oder die 7. von unten) hat die Wertigkeit 64 (26). Durch Addieren der Wertigkeiten der gesetzten Bits (also jeweils dort, wo ein Dot ist) können sich Werte zwischen 0 und 127 ergeben.

Es werden aber nur die Werte von 0 bis 99 benutzt, um zweistellige dezimale Zahlen darzustellen.

Die ersten 4 Spalten (Nr. 2-5 in der ursprünglichen 15x8-Matrix) stehen für die Zeit: "50-0-0-12" steht für 12 Uhr 50.

Die nächsten 3 Spalten (6-8) geben das Datum an: "21-6-5" für den 21. Juni 2005.

Die 10. Spalte gibt an, ob das Dokument gedruckt oder kopiert wurde. Wurde es als Original gedruckt, so sind alle Dots gesetzt.(8) Ansonsten sind keine gesetzt (bis auf das Parity Bit).

Die letzten 4 Stellen (11-14) beinhalten lt. EFF-Analyse (9) die Seriennummer: "57-28-05-21" für 21052857 oder 57280521. Die Seriennummer konnte der EFF wohl nicht mit anderen Informationen verifizieren.

Diese Verifikation gelang Peter Buck durch Abgleich mit der internen Festplatte eines Xerox Workcentre 7132 Druckers, er stellt fest, dass rückwärts gelesen die Spalten 15 und 14, also im Beispiel "44-21" für die Produktnummer (ProductNumber) stehen. Hingegen stehen nur die Spalten 13, 12 und 11 für die Seriennummer (SerialNumber) und wären im Beispiel "05 28 57", also 052827.(8)

Ricoh Aficio MP C4501 (Foto von Heino Sauerbrey)

Bei dem von Heino Sauerbrey abgelichteten Yellow-Dot-Matrix handelt es sich um eine 8x7 Matrix.



1 2 3 4 5 6 7 8 • • • • 64 • • • • • 32 • 16 • • • • • 8 • • • 4 • • • 2 • • • • • • • 1
Da Spalte 4 frei bleibt und damit wohl den Wert Null einnehmen soll, ist anzunehmen, das hier wie beim Xerox die binären Werte jeweils in den Spalten zu finden ist. Wenn weiterhin angenommen wird, dass wieder zweistellige Dezimalzahlen herauskommen sollen, ist kein Platz mehr für Paritätsbits.

Spalte 4 könnte eine Trennung zwischen zwei Werten sein. Spalte 1 bis 3 würden dann ergeben: "105-75-39". Spalte 5 bis 8 würden ergeben: "101-9-43-125". Da allerdings Zahlen über 99 vorkommen, ist diese Interpretation eher unwahrscheinlich.

Es könnte aber auch sein, dass Zeile 1 die Parität angibt, was hinkommen würde. Dann hätte man allerdings nur noch 6 Bit pro Spalte. Dann wäre es wieder wahrscheinlicher, dass die 6 Bit-Werte zu größeren Bitmustern zusammengefasst werden würden.

Für Zeile 1 bis 3 also "100101110100111001" (von unten her gelesen) bzw. "101001001011100111" von oben her gelesen. Dies würden Dezimalwerte von 154.937 bzw. 168.679 für die ersten 3 Spalten ergeben. Wenn diese Zahlen die seit dem 01.01.2020 00:00 vergangenen Stunden repräsentieren sollen, dann wäre der Druckzeitpunkt 03.09.2017 17:00:00 bzw. 30.03.2019 07:00:00.

Für Zeile 5 bis 8 ergeben sich so "101001100100110101101111" (von unten) bzw. "100101001001101011111101", also dezimal 10.898.799 bzw. 9.739.005, was für die Seriennummer stehen könnte.

HP, Kyocera Lexmark, Ricoh (Reverse-L)

Die Druckerhersteller Hewlett Packard, Kyocera Lexmark und Ricoh benutzen eine Yellow Dot Matrix mit der Größe von 22 Zeilen und 17 Spalten, die Peter Buck "Reverse-L" (8) nennt aufgrund des auf den Kopf gestellten Dreiecks oben links in der Matrix.

Durch Übereinanderlegen vieler Matrizen konnte Buck feststellen, dass Zeile 16 und Spalte 10 immer frei bleiben und die Matrix in einer oberen und unteren sowie einen linken und rechten Teil teilen.

Spalte 18 beinhaltet das Paritätsbit der jeweiligen Zeilen. Gibt es eine ungerade Anzahl von Yellow Dots in einer Zeile, ist es gesetzt; ansonsten bleibt es leer. Die L-Zeilen werden nicht mit in die Paritätsberechnungen einbezogen.

Der obere Teil, also Zeilen 22 bis 17 kodieren den Druckerhersteller und das Modell und sind für alle Drucker eines Modells gleich, wenn nicht sogar für alle Drucker eines Herstellers.

Der untere Teil enthält Daten, die noch nicht dekodiert werden konnten.

Die Daten sind in dieser Matrix-Art nicht horizontal oder vertikal angeordnet, sondern in kleinere Quadranten mit 8 Feldern (2 breit, 4 hoch), die ich hier Oktetts nennen möchte. Buck nummeriert jeweils eine Vierergruppe Oktetts wie rechts eingezeichnet als L1, L2, L3 und L4 für links und R1, R2, R3 und R4 für rechts, jeweils von oben nach unten, getrennt durch Spalte 10.

Die nicht in die (grün gekennzeichneten) Bereiche L1 bis R4 fallende Zeile 1, 6 und 11 enthalten Paritäten für die darüber liegenden L/R-Teilbereiche (Oktetts). Dabei muss die Anzahl der Dots im Oktett plus die Anzahl der Paritätsbits eine gerade Anzahl ergeben. Oder anders gesagt: ist die Anzahl der Dots im Oktett Null oder gerade, muss noch ein Paritäts-Dot gesetzt werden. Dafür stehen zwei Stellen zur Verfügung: links unter dem Oktett oder rechts unter dem Oktett.

Welches der beiden möglichen Dots dabei gesetzt wird, ergibt sich, wenn man viele Dot-Matrizen übereinander legt. Dann wird ersichtlich, dass nur nur die Hälfte der Positionen benutzt wird und zwar in einem Schachbrett-Muster.

Damit wird auch klar, dass pro Oktett nur maximal vier Dots gesetzt werden können. Das heißt, dass hier nicht 28, also 256 Kombinationen, sondern nur 24, also 16 Kombinationen nutzbar sind. Dies reicht leicht, um die dezimalen Zahlen von null bis neun darstellen zu können.



Hier ist jeweils nur ein Bit gesetzt und L1 und R1 haben den selben Wert, den man als 8-2-1-4, 8-2-1-4 interpretieren kann.

In den oberen Bereich über Zeile 16 fällt Druckerhersteller und -modell auf die Teilbereiche L1 und R1. Für HP Laserdrucker kann man hier stets Werte wie oben gezeigt ablesen.

Folgende weitere L1/R1-Bereiche sind für folgende Druckermodelle bekannt geworden:


Kyocera Farblaserdrucker: 1-8-2-4, 1-8-2-4


Lexmark C912 Farblaserdrucker: 1-4-2-8, 1-4-2-8

Buck konnte in den Teilbereichen L2 und R2 durch Experimente außerdem noch das Druckermodell für Hewlett Packard Drucker ausmachen. (8). Für Datum und Zeit oder Seriennummer konnte er keine Anhaltspunkte finden.

Aus obigen Beispiel ließen sich L3 und R3 zusammensetzen zu 14-0-0-1/5-2-8-0 (L3/R3) bzw. 1-12-0-2/0-12-2-1 (L4/R4). Das Werte über 9 dabei herauskommen, spricht aber nicht für eine gültige Interpretation. Bei umgekehrter Bitreihenfolge (höherwertigstes Bit oben) ergäbe das Muster 7-0-0-8/12-4-1-0 (L3/R3) bzw. 8-3-0-4/0-3-4-8 (L4/R4), wobei auch hier die 12 stört.

Weitere Yellow-Dot Kodierungen

Es gibt noch weitere Yellow-Dot Kodierungen wie die "skewed small" genannte für Canon Drucker, die "big triangle" genannte für den Canon ImageRUNNER C3220-C1, die "double type" genannte für Minolta ColorForce-Drucker oder die "corner" genannte für Minolta und Epson Drucker. Diese konnten bislang alle nicht oder erst zu kleinem Teil dekodiert werden.

Weitere in Drucker eingebaute Mechanismen

Auf der Kopie plötzlich veränderte Zahlen

Eine weitere Falle, in die man tappen könnte, die sich aber eigentlich nur auf große Standgeräte von Druckern und Kopierer bezieht ist folgende: Diese Geräte enthalten oft eine eingebaute Festplatte, von denen deren Besitzer oft gar nichts wissen. Diese denken einfach nicht an so eine Möglichkeiten, wo das Gerät doch nur Drucken oder Kopieren soll.

Moderne Großgeräte nutzen beim Scannen aber auch Schriftarten- und Texterkennung und speichern das Ergebnis dann in einem internen Speicher. Das hat den Vorteil, dass im Folgenden nicht mehr mit großen Grafikdateien hantiert werden muss, sondern nur mit Texten und Font-Informationen, die nur einen Bruchteil an Speicher benötigen.

Bei dieser Erkennung kann es dann vorkommen, das einzelne Buchstaben falsch erkannt und aus dem Zwischenspeicher falsch wieder ausgedruckt werden. Aus einer 6 wird so zum Beispiel plötzlich eine 8. (18) Das Perfide dabei: Auf der Kopie ist die falsche 8 gestochen scharf und eindeutig keine 6. Auf einer eins-zu-eins-Grafik-Kopie könnte man wenigstens erkennen, dass es sich um eine uneindeutige Zahl handelt.

Permanenter Drucker-Speicher

Aber es kann auch sein, dass die Zwischenergebnisse permanent auf einer Festplatte gespeichert blieben, ohne das jemand davon weiß. Gelangt das Gerät später in fremde Hände, kann man unter Umständen herausfinden, welche Texte gescannt und gedruckt wurden.

Und es gibt Großgeräte, die das Speichern von Dokumenten als Feature verkaufen: sei es, um öfter verwendete Dokumente wie Formblätter direkt vom Drucker aus ohne Computer erneut drucken zu können oder auch, um nachzuschauen, ob die Mitarbeiter nicht unbefugt Privatkopien anfertigen. Von diesem Feature wissen dann aber eigentlich nur die Adminstratoren. Wird das Gerät dann irgendwann ausgemustert und vergessen, die Festplatte auszubauen, ohne mit nicht gelöschter Festplatte gebraucht verkauft oder als Leasingausläufer zurückgegeben, dann kann der nachfolgende Besitzer im Prinzip alle jemals damit gedruckten Dokumente nochmals ausdrucken. Inklusive aller Geschäftsgeheimnisse, die eventuell darauf noch vorhanden sind.

Schutzfunktion gegen Falschgeldherstellung

Ein weiteres Merkmal aller modernen Scanner und Drucker ist es, dass diese sich weigern, Geldscheine einzuscannen oder auszudrucken. Das geht soweit, dass sogar in vielen Scan-Programmen eine softwaretechnische Sperre ist. Dazu ist das Aussehen der Banknoten selbst oder bestimmter Merkmale darauf (sog. EURion-Konstellation bzw. Omron-Ringe (20)) in der Hard- oder Software hinterlegt, die dann den Dienst versagt, wenn diese wiedererkannt werden. Wer also sein eigenes Spielgeld für den Amateurfilm oder die abendliche Monopoly-Runde drucken will, selbst mit dem Vermerk "Muster" quer darüber, wird sich schwer tun.

Quellen, Literaturverweise und weiterführende Links

(1) Liste der betroffenen Drucker beim EFF
(2) Artikel von ORF.at: Forscher hebeln versteckte Daten in Ausdrucken aus
(3) Datenschleuder Nr. 86, 2005: Frank Rosengart: Datenspur Papier (Seite 19)
(4) CNN: What we know about Reality Winner
(5) PCWorld 2004: Dutch track counterfeits via printer serial numbers (über archive.org)
(6) BZ Berlin 2011: Moschee-Zündler: So wurde er enttarnt
(7) Süddeutsche Zeitung 2020: Iraker in Wien wegen Anschlagsserie auf ICE-Züge vor Gericht
(8) Peter Buck, Saxion University of Applied Sciences, 2018: Printer Steganography Reverse Engineering the Machine Identification Code
(9) EFF: DocuColor Tracking Dot Decoding Guide
(10) Druckerchannel.de: Code Bei Farblasern entschlüsselt
(11) Publikationen des EFF zu dem Thema
(12) Weitere Beispiele von Yellow-Dot-Matrizen bei dys2p.com
(13) Cipherbrain Blog von Klaus Schmeh: Neues zu den gelben Punkten auf Laser-Ausdrucken
(14) Joost van Beusekom, Faisal Shafait, Thomas Breuel: Automatic authentication of color laser print-outs using machine identification codes, 2013
(15) TU Dresden, 2018: Diplominformatiker der TU Dresden entwickeln Verfahren gegen Druckerüberwachung
(16) TU Dresden: Deda Toolkit zur Dokumentanonymisierung inkl. Dokumentation
(17) heise, c't-Magazin, 2017: Anonymes Drucken und Kopieren nahzu unmöglich
(18) heise, Telepolis, 2018: Xerox-Software verändert eingescannte Zahlen
(19) Unabh. Landesz. f. Datenschutz Schleswig-Holstein, 2019: Vorsicht: Yellow Dots! Versteckte Informationen in Farbkopien
(20) EURion-Konstellation bei Wikipedia
(21) Machine Identification Code bei Wikipedia
(22) Interview von Uli Blumentahl (Deutschlandfunk) mit Stephan Escher zum Thema "Tracking Dots unlesbar machen"
(23) PCWorld, 2004: Government Uses Color Laser Printer Technology to Track Documents (über archive.org)
(24) BigBrotherAwards.de, 2004: Der BigBrotherAward in der Kategorie Technik ging an Canon für die Yellow Dots
(25) Netzpolitik.org, 2018: Gute Nachricht für Whistleblower: Dresdner Forscher tricksen Druckerüberwachung aus
(26) weitere Scans von Ausdrucken mit MICs bei The Tracking Dot Project von Wolfgang Plöger
(27) weitere Scans von Ausdrucken mit MICs beim Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz
(28) gesammelte Scans von Ausdrucken mit MICs bei der TU Dresden
(29) Oliver Kuhlemann, Klaus Schmeh: Artikel in iX 12/2023: Machine Identification Code bei Laserdruckern (heise+)