Schlüsselgerät 41

Herkunft / Verwendung: Das Schlüsselgerät 41 wurde im Auftrag des Heereswaffenamts vom deutschen Regierungs-Oberinspektor Fritz Menzer (1908–2005) entwickelt und von 1941 bis 1944 von den Wanderer-Werken in Chemnitz für die deutsche Abwehr hergestellt. Wegen seiner seitliche Kurbel erinnert es an eine Kaffeemühle und wurde darum im Jargon auch als "Hitlermühle" bezeichnet.

Es hatte, anders als die Standard-Schlüsselmaschine Enigma – keine Buchstabenlampen, sondern arbeitete mit zwei Papierstreifen - einer druckte die eingegebene Buchstabenfolge aus, der andere das Ergebnis des Ver- oder Entschlüsselungsvorgangs. Aufgrund des kriegsbedingten Mangels an Leichtmetallen wie Aluminium und Magnesium, wog das Gerät mit etwa 13,5 kg mehr als ursprünglich konzipiert, und war damit eigentlich zu schwer für den Feldeinsatz. Ursprünglich sollte sie die Enigma ablösen. Luftwaffe und Heer bestellten etwa 11.000 Exemplare. Der Wetterdientst etwa 2.000 Stück, wobei es sich hierbei um die Versionen handelte, die nur die Ziffern 0 bis 9 verschlüsseln konnte.

Es wurde aber nur etwa 500<1 bis 10002 Stück hergestellt, weil der Chef der Amtsgruppe Wehrmachtnachrichtenverbindungen im Oberkommando der Wehrmacht, Generalmajor Thiele, das Gewicht des SG-41 als zu hoch für den Fronteinsatz hielt. Ab 12. Oktober 1944 begann die Auslieferung an die Abwehr, die in den letzten Kriegsmonaten die SG-41 statt der Enigma G einsetzte und mit deren Ablösung begann.

Aufbau und Bedienung


Das Schlüsselgerät SG-41 bot eine höhere Sicherheit als die Enigma. Die Schwächen der Enigma wurden durch eine komplett andere Funktionsweise beseitigt, wobei man sich wohl an den C-Maschinen von Hagelin orientierte, denn es verwendete ebenfalls ein Hagelin-typisches Stangenrad. Die mechanische Fortschaltung der Schlüsselräder war höchst unregelmäßig. Besonders ungewöhnlich war, dass sie sich zeitweise sogar rückwärts drehen konnten. Weiterhin beeinflussten sich die Schlüsselräder in ihren Bewegungen gegenseitig. Vergleichbare Merkmale tauchten erst 1952 mit der kommerziell verfügbaren Hagelin-Maschine CX-52 auf.

Für die Verschlüsselung waren 6 Walzen verbaut, wobei die linken vier Buchstaben und die rechten zwei Zahlen aufwiesen. Die Walzen wurden nicht durch einen elektrischen Motor angetrieben, sondern durch eine Handkurbel an der rechten Seite.

Die Walzen verfügen über Pins, die gesetzt eine Weiterdrehung auslösen. Die ersten fünf Walzen verfügen über 1, 2, 4, 8 und 10 Pins (in dieser Reihenfolge). Die sechste Walze ist dafür zuständig, Weiterschaltungen vorwärts oder rückwärts gerichtet auszuführen. Dafür hat sie Umkehrungsmarker. Zudem hat jede Walze Bewegungsmarker. Wenn die sechste Walze einen aktiven Pin auf einem Bewegungsmarker hat, wird Walze 1 einen Schritt bewegt. Die weiteren Walzen werden ebenfalls um einen Schritt bewegt, es sei denn, die Walze zur linken steht auf einem Bewegungsmarker, dann wird sie zwei Schritte bewegt. Daraufhin erfolgt eine Weiterschaltung wie bei einer Hagelin-Maschine mit der Ausnahme, dass, wenn die sechste Walze auf einem Umkehrungsmarker steht, die Weiterschaltung 25 minus der Summe aller anderen Weiterschaltungen ist, also sozusagen in die andere Richtung. Schließlich wird Walze 6 auch um ein oder zwei Schritte weitergeschaltet (abhängig vom linken Nachbarn Walze 5), wenn sie auf einem Bewegungsmarker steht. 2

Nachdem die Anfangsstellung an den Walzen (die Tabs waren höchstwahrscheinlich fest und nicht setzbar wie bei einer Hagelin-Maschine) eingestellt waren, konnte die Verschlüsselung beginnen. Wahrscheinlich musste nach jedem eingegeben Buchstaben die Kurbel einmal herumgedreht werden und damit den Stangenkorb, der die Rotoren weiterschaltete und dafür sorgt, das Klar- und Geheimtext auf je einem Papierstreifen ausgedruckt wurden.

Die rot gefärbte J-Taste wurde dazu gebraucht, Ziffern als Buchstaben darzustellen. Dazu wurde das selten gebrauchte J an Anfang und Ende der Zahl gestellt und statt der Ziffern wurde ein Buchstabe aus der Spalte genommen, wie sie über der Tastatur aufgedruckt waren, z. B. JpkqbJ für 0815.

Kryptoanalyse

Für die britischen Codeknacker im englischen Bletchley Park blieb das Schlüsselgerät 41 ein Mysterium. Nur in den seltenen Einzelfällen eines Klartext-Klartext-Kompromiss gelang das Knacken einer mit dem SG-41 verschlüsselten Nachricht. Die genaue Funktionsweise des deutschen Geräts konnte nicht rekonstruiert werden. Insofern gelang es Bletchley Park auch nicht, eine systematische Kryptoanalyse durchzuführen oder gar eine erfolgversprechende Entzifferungsmethode gegen das Schlüsselgerät zu entwickeln. Die Alliierten nannten es respektvoll "remarkable machine" ("bemerkenswerte Maschine").

Quellen, Literaturverweise und weiterführende Links

Foto des Schlüsselgerät 41 im Festungsmuseum Reuenthal von Bunkerfunker (CC-BY-SA-3.0)
1Schmeh, Klaus: Die Welt der geheimen Zeichen, W3L 2004, S. 165
2NSA Center for Cryptologic History: German Cipher Machines of World War II, 2014, S. 22
Schmeh, Klaus: Kryptografie: Verfahren - Protokolle - Infrastrukturen, dpunkt Verlag, 5. Auflage 2013, iX-Edition, S. 76
Artikel bei Telepolis: Hitlers letzte Maschinen von Klaus Schmeh
SZ vom 17.08.2017: Die "Hitlermühle" aus dem Wald
Das SG 41 auf der Website von Jerry Proc
Das SG 41 bei cryptomuseum.com