Preußischer-Optischer-Telegraph Code
Kategorisierung: | Kodierungen / symbolbasiert |
Siehe auch: | Chappes optischer Flügel-Telegraf, Murray Klappentelegraph, Pophams optischer Masten-Telegraf, Jenks Arm-Telegrafie, Pasleys optischer Masten-Telegraf |
Herkunft / Verwendung: |
![]() Frankreich hatte zur der Zeit bereits seit über 30 Jahren eine ähnliche Konstruktion von Claude Chappe seit 1794 im Einsatz. Und auch die Engländer verfügte seit 1815 über einen optischen Mastentelegraf von Sir Home Riggs Popham, der den dort zuvor 65 eingesetzten Anlagen, ebenfalls optischen Klappentelegraf von 1785 ablöste. Desweiteren verfügten auch Schweden und Dänemark über optische Telegrafiesysteme. In Deutschland war man zu der Zeit immer noch mit Boten zu Pferde unterwegs, um Depeschen zuzustellen. Das eine optische Übermittlung wesentlich schneller ist als ein Reiter dürfte auf der Hand liegen. Man erkannte schließlich auch in Preußen, dass die Vorteile (Schnelligkeit, weniger Gefahren für Bote und Reiter) die Nachteile (schlechte Ablesbarkeit, Zwangspause bei zu schlechten Wetterverhältnissen, Betrieb nur tagsüber) überwogen und entschied sich Anfang der 1830er zum Aufbau einer eigenen optischen Telegrafenlinie. ![]() Es entstand die bis dato längste Telegrafenlinie Mitteleuropas. Der Aufbau als auch der spätere Betrieb der Anlage unterlag der Zuständigkeit des preußischen Militärs. Der Bau wurde von Major Franz August O’Etzel geleitet. Er war es auch, der die Kodierung der 6 Anzeiger ersann und für die Einsatz in Handbüchern niederschrieb. Diese enthielt eine Liste mit Kodierungen, bei eine bestimme Positionierung der Balken für ein bestimmtes Wort oder eine ganze Anweisung stand. Die Telegrafielinie bestand aus 62 Telegrafenstationen, die mit einem Signalmast mit je 6 Seilzügen ausgestattet waren, die 6 Balken bewegen konnten, und mit denen unterschiedliche Muster erzeugt wurden. Diese Muster wurden dann per Fernrohr von der nächsten Station erspäht und an die übernächste weitergeleitet wurden. Eine Telegrafiestation war mit zwei Telegrafisten besetzt, die minütlich in beide Richtungen die Nachbarstationen durch ein fest ausgerichtetes Fernrohr (mit ca. 40 bis 60 facher Vergrößerung) beobachteten, ob ein Nachricht weiterzuleiten war. War dies der Fall, so blickte der eine Telegrafist durch das Fernrohr, las die Balkenpositionen ab (etwa "A9, B4, C2") und diktierte es dem zweiten Telegrafisten. Dieser stellte den Code an den Hebeln ein und bewegte damit die Balken auf dem Dach, so dass die nächste Station es wiederum ablesen und weiterleiten konnte. Sobald die nächste Station den Code (die Balkenpositionen) eingestellt hatte, wurde dieser vom zweiten Telegrafisten auf Richtigkeit überprüft (ansonsten wurde der Code für "falsch" gesendet und der Code wiederholt). Danach wurde der Code in einem Journal niedergeschrieben. Da die Masten an Gebäuden fest montiert waren, sah man die Balken je nach Sende-/Empfangsrichtung originär von vorne oder spiegelverkehrt von hinten. Es gab also zwei Kodierungen, eine für die Übertragung von Koblenz nach Berlin ("von Berlin aus gesehen") und eine für die Richtung von Berlin nach Koblenz ("von Koblenz aus gesehen"). Die drei Balkenpaare wurden von unten nach oben mit A, B und C bezeichnet. Beginnend mit der Position oben rechts wurde im Uhrzeigersinn ("von Berlin aus gesehen") bzw. oben links beginnend gegen den Uhrzeigersinn ("von Koblenz aus gesehen") in zehn Positionskombinationen der Balken diese mit den Zahlen 1 bis 10 bezeichnet. Die Ruheposition (Balken nach unten und nicht sichtbar) galt als Ziffer 0. Die Positionskombinationen 0 bis 9 wurden dann zur Bildung von Codezahlen benutzt. So stand z. B. "A auf 9, B auf 4, C auf 2" für den Code 942, der im Wörterbuch nachgeschlagen die Bedeutung "(Er, sie es) ist noch nicht angekommen" hat. ![]() Nun könnte man meinen, es wäre sehr kompliziert für die Telegrafisten gewesen mit den spiegelverkehrten Positionen zurechtzukommen. Doch auch die Einstellhebel für die eigenen Balken waren zweifach vorhanden (siehe Bild rechts), und je nachdem, auf welcher Seite man stand und die Hebel bediente, entstand das originäre oder spiegelverkehrte Positionsmuster sozusagen automatisch, denn die Bedienseite wechselte mit der Seite des benutzten Fernrohrs und damit der Ableseseite / Senderichtung. Der einstellende Telgrafist musste also nur seinen beobachtenden Kollegen anschauen und einstellen, was ihm diktiert wurde. Damit wurde automatisch der richtige Code weitergeleitet. Beim Überprüfen des eingestellten Code bei der nächsten Station sah man allerdings doch die spiegelverkehrte Anordnung der Balken, da man hier ja entgegen der Empfangrichtung blickte. Hier gab es eine Unterstützung für den Telegrafisten: Tafeln an der Wand neben den Fernrohren zeigten die zur Blickrichtung passenden Balken-Positionen und Codeziffern (für A, B und C). Jeder der beiden Telegrafisten behielt aber für sich seine Blickrichtung bei und dürfte mit der Zeit die für ihn geltende Kodierung auswendig gelernt haben, so dass er nicht mehr vom Fernrohr aufblicken musste. Es gab auch ein Buchstabieralphabet, mit dem z. B. Eigennamen buchstabiert werden konnten. Dies kam aber wohl nur in Ausnahmesituationen zum Einsatz, da die Übertragung von Einzelzeichen recht zeitaufwändig sein dürfte. Das Kodierungstool weiter unten auf dieser Seite benutzt dieses Buchstabieralphabet. Drei "Versandabteilungen" in Berlin, Köln und Koblenz ermöglichten die Aufnahme, Chiffrierung, Dechiffrierung und Ausgabe von Staatsdepeschen. Der Optische Telegraf wurde durch die elektrische Telegrafie abgelöst. Die preußische Anlage blieb der einzige staatliche optische Telegraf auf deutschem Boden. |
Spezifikation des Codes
von Koblenz aus gesehen

von Berlin aus gesehen

Ziffern (für Codes)

Beispiel
Klartext: | Beispiel |
Kodiert (von Koblenz aus gesehen): | ![]() |
Kodiert (von Berlin aus gesehen): | ![]() |
Code / Chiffre online dekodieren / entschlüsseln bzw. kodieren / verschlüsseln (DeCoder / Encoder / Solver-Tool)
Quellen, Literaturverweise und weiterführende Links
Artikel bei WikipediaWebsite der Interessengemeinschaft Optischer Telegraph 4
Erläuterung der Kodierung von Wilfried Hahn