Linearschrift B (Tontafeln der Minoer)

Herkunft / Verwendung:
Linearschrift B (in Abgrenzung zur älteren Linearschrift A) ist die Silbenschrift der Mykenischen Kultur Griechenlands. Sie wurde vom 15. Jahrhundert v. Chr. bis ins 12. Jahrhundert v. Chr. ausgehend von Knossos auf Kreta und dem griechischen Festland verwendet.

Grundlage für die Entzifferungsversuche der Linearschriften von Kreta sind die Ausgrabungen des britischen Archäologen Sir Arthur John Evans (1851-1941) auf Kreta, die als Entdeckung der minoischen Kultur gelten. Evans fand unter anderem Tontafeln mit zwei unterschiedlichen Schriftarten, die er Linearschrift A und B nannte. Einige der Zeichen in den beiden Schriften waren sich dabei ähnlich, es war aber eindeutig erkennbar, dass es sich um zwei verschiedene Schriften handelte.

Bekannt wurde die Schrift im Jahr 1878 durch den Fund von Evans auf Kreta. Die Bezeichnung Linearschrift B bezeichnet das Aussehen der mit einzelnen Linien in Tontäfelchen geritzten Schriftzeichen. Wegen der engen Verwandtschaft mit der Linearschrift A wurden aufgefundene Tontäfelchen und ähnliche zunächst für minoisch gehalten.

Identifiziert wurden etwa 90 Silbenzeichen, 160 Zeichen mit Wortbedeutung sowie diverse Zahlzeichen. Geschrieben wurde von links nach rechts.

Die Schriftzeichen der Linearschriften mit ihren komplizierten Strukturen und kleinen Details sind für das Einritzen in Ton wenig geeignet. Man vermutet daher, dass hauptsächlich auf anderen, aber nicht sehr haltbaren Materialien wie Papyrus oder Pergament geschrieben wurde.

Während Linearschrift B durch entschlüsseln als eine altgriechische Schrift mit eigenen Zeichen und somit als Vorläufer der griechischen Schrift identifiziert werden konnte, auch weil Linearschrift B auf dem griechischen Festland gefunden werden konnte, konnte Linearschrift A noch nicht komplett entschlüsselt und zugeordnet werden.

Da es keine Funde von Linearschrift A außerhalb von Kreta gibt, wird angenommen, dass Linear-A eine eigene Schrift der Minoer ist, und Linear-B von Linear-A abstammt. Dass also zuerst Linear-A auf Kreta entstanden ist, daraus dann Linear-B abgeleitet wurde und in ganz Griechenland Verbreitung fand und dass dann schließlich aus Linear-B das altgriechische und dann das neugriechische entstand.

Spezifikation des Codes

Silbenzeichen



Einige Zeichen mit besonderen Regeln des Lesens sind in der Tabelle nicht vorhanden, wie z. B. ai, rya, tya, dwe, twe, dwo, nwa

Beispiele

ko-no-so / Knosos, der Palast von Knossos
a-mi-ni-so /Amnisos/, Amnissos, der Hafen von Knossos
pha-i-to / Phaistos, Phaistos auf Kreta
wa-na-ka / wanaks, König
e-ra-wo / elaiwon, Olivenöl
ti-ri-po / tripos, Dreifuß


Quellen, Literaturverweise und weiterführende Links

Singh, Simon: Geheime Botschaften, Hanser Verlag 2000, S. 266
Kahn, David: The Codebreakers - The Story of Secret Writing, Macmillan Verlag 1968, S. 919
Linearschrift B bei Wikipedia
TV-Dokumentation der Welt: "Cracking the Code: Die Tafeln der Minoer"