Jenks Arm-Telegrafie und Schrift

Siehe auch:Winker-Alphabet, Chappes optischer Flügel-Telegraf, Murray Klappentelegraph, Preußischer-Optischer-Telegraph, Pophams optischer Masten-Telegraf, Pasleys optischer Masten-Telegraf
Herkunft / Verwendung: Der US-Amerikaner Captain Robert W. Jenks erfand 1852 ein System, mit dem mittels verschiedener Armstellungen Texte optisch telegrafiert werden konnten, bei Verwendung eines Teleskops auch über größere Entfernungen. Im Gegensatz zum Winker-Alphabet benutzte es (für das normale Alphabet) keine Flaggen oder sonstigen Hilfsmitteln, sondern lediglich die Arme.

In seinem Buch The Brachial Telegraph von 1852 (1) nennt er es selbst "The Signal Alphabet of the Brachial Telegraph", zu deutsch etwa "Das Signalisierungsalphabet des Arm-Telegrafen".

Das Buch enthält auch für jeden Buchstaben eine Zeichnung, wie die Arme gehalten werden müssen, um einen bestimmten Buchstaben zu signalisieren. Dabei trägt die signalgebende Person auffällig gestreifte, langärmelige Kleidung, wahrscheinlich um die Armstellungen aus der Ferne mittels Fernrohr besser erkennen zu können.

Die Armstellungen folgende einer Methodik, bei der für jeweils drei Buchstaben eine Armstellung gleich bleibt. Diese Methodik zieht sich Buchstabe für Buchstabe durch das ganze Alphabet. So wird A, B und C immer mit einem hängenden linken Arm (des Signalgebers) dargestellt. D, E und F benutzen einen hängenden rechten Arm; G, H und I einen abgewinkelten linken; J, K und L einen abgewinkelten rechten Arm und so weiter. Dazu kommen jeweils für den anderen Arm die Positionen "nach oben gestreckt", "gerade zur Seite gestreckt" und "im 45 Grad-Winkel nach unten gestreckt" - siehe dazu auch die Grafik weiter unten.

Zur Niederschrift vor und nach der Übertragung erfand er zudem jeweils ein passendes Schrift-Alphabet für Großbuchstaben und Kleinbuchstaben. Da diese den Armstellungen sehr ähnlich sehen, sind sie leicht zu erlernen und zu notieren. Die Übersetzungsarbeiten in Buchstaben kann dann später in Ruhe erfolgen.

Das Schreibalphabet von Jenks Arm-Telegrafie benutzt für die Großbuchstaben immer einen Kreis in der Mitte. Die Kleinbuchstaben sehen im Prinzip genau so aus, nur das der zentrale Kreis fehlt. Jenks schreibt in seinem Buch, dass das O für den Oberkörper der Person steht und bei genauerer Betrachtung fällt auch auf, dass die Großbuchstaben im Prinzip abgezeichnete, vereinfachte Abbilder der signalisierenden Person, so wie man sie von gegenüber sieht, sind.

Jenks schlägt in seinem Buch als Option sein Schreibalphabet auch für die Verschlüsselung vor, wobei sich Sender und Empfänger vorher darauf einigen, für welchen Buchstaben ein bestimmtes Symbol stehen soll. Das ist im Prinzip eine einfache monoalphabetische Substitution, die als nicht besonders sicher gilt.

Auch für Ziffern hat Jenks eine Schrift erfunden. Diese unterscheidet sich allerdings von den Armbewegungen, die Jenks für das Signalisieren von Ziffern vorsieht und die etwas komplizierter ist.

Bei der Ziffern-Signalisierung werden nämlich Bewegungen der Arme benutzt: Bei 1, 2, 3, und 4 bleibt der linke Arm (wieder des Signalgebenden) nach unten hängend und der arme Arm wird einmal bis viermal nacheinander, je nach Ziffernwert von der hängenden Stellung, zur gerade gestreckten Armstellung bewegt und zwar mit der Handfläche nach oben.

Die Ziffer 5 wird durch einen angewinkelten Arm mit der Handfläche nach oben signalisiert, der andere Arm hängt dabei bewegungslos nach unten. Für die Ziffern 6, 7, 8 und 9 wird zudem der andere Arm geschwenkt, von unten bis zur Waagerechten und zwar mit der Handinnenfläche zum Betrachter hin.

Für die Zahl 10 werden dann beide Arme angewinkelt in 45 Grad Winkel nach oben gehalten. Und auch die Zahlen 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20 haben eigene, sich schwer merkbare Stellungen, auf die ich hier nicht näher eingehen will. Außerdem gibt es noch Zeichen für 100, 1000 und 1 Million.

Vielleicht wäre es einfacher gewesen, ein "Es folgen Ziffern" und ein "Es folgen wieder Buchstaben" Signal auszumachen und die Buchstaben dann ggf. entsprechend ihrer Wertigkeit zu interpretieren (A=1, B=2, C=3, ...), aber Jenks hat hier einen anderen Weg für die Signalisierung von Ziffern gewählt.

Außer dem Alphabet gibt es noch seefahrerische Signale für Phrasen wie "Schiff Ahoi!", "Welches Schiff seid ihr?", "Wo kommt ihr her?", "Geht es euch gut?", "Krankheit an Bord!" und so weiter. Dafür wird der Signalgeber zusätzlich mit einer Trompete ausgerüstet, die er in einer Hand hält.

Sogar an das Geben von Befehlen durch Offiziere und anderes militärische Führungspersonal hat Jenks gedacht. Dazu wird der Signalgeber mit einem Säbel ausgerüstet, der er bei der Signalisierung in einer Hand hält und durch unterschiedliche Armpositionen Befehle wie "Angriff!", "Halt!","Rückzug!", "Laden und Feuern!", "Herkommen für weitere Befehle!" und so weiter gibt.

Und es gibt noch weitere, zivile Phrasen, die häufiger vorkommen und durch weitere Armpositionen ausgedrückt werden können wie "Ich verstehe nicht.", "Wo kommt ihr her?", "Hattet ihr irgendwelche Schwierigkeiten?", "Um was geht es?", "Was ist die Ursache?" und viele weitere.

Spezifikation des Codes

Armstellungen

Großbuchstaben Schrift

Kleinbuchstaben Schrift

Ziffern Schrift

Beispiel

Klartext:Beispiel
Kodiert in Armstellungen:
Kodiert in Großschrift:
Kodiert in Kleinschrift:

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Quellen und weiterführende Links

(1) Capt. Robert W. Jenks: The Brachial Telegraph, Original-Ausgabe, Verlag Henry Sanders & Co. New York, 1852
(2) Wrixon, Fred B.: Codes, Chiffren & andere Geheimsprachen, Könemann Verlag 2000, S. 402