Emil Klein Code

Herkunft / Verwendung: Emil Klein (vollständiger Name Emil Heinrich Christoph Klein, 1898-1970 bzw. 1973) war SS-Oberführer im zweiten Weltkrieg und Leiter der SS-Pionierschule bei Stechovice im Moldautal, etwa 30 km von Prag entfernt. Er verschlüsselte seine persönlichen Notizen, die er in einem Buch niederschrieb, mit dem hier vorgestellten Code. 1945 geriet er in Gefangenschaft der tschechischen Republik, aus der er erst 1964 wieder entlassen wurde.

Emil Klein wird das Wissen zugeschrieben, wo ein angeblicher Nazi-Schatz mit 540 Kisten voller Gold, Edelsteinen und wertvolle Gemälden in Milliardenwert versteckt worden sein soll. Außerdem soll das Versteck geheime Dokumente des Berliner Kaiser-Wilhelm-Instituts enthalten. Klein war unter anderem mit der Aufgabe betraut, in den letzten Wochen des zweiten Weltkriegs das Nazi-Gold zur Seite zu schaffen. Dazu ließ er wohl von KZ-Zwangsarbeitern das Nazi-Gold unterirdisch in Stollen verstecken. In seinem Notizbuch gibt es Zeichnungen von Stollen und deren Sicherheitsmaßnahmen, von 3600 Minen zur Sicherung ist die Rede. Nachdem der Schatz versteckt und in Sicherheit gebracht war, wurden die beteiligten KZ-Häftlinge von einem SS-Todeskommando erschossen, damit es keine Mitwisser gab.

So kommt es, dass es außer Emil Klein keine Wissenden mehr gab, die zu Ort oder Begebenheiten des Schatzversteckes Angaben machen könnten. Darum schleuste der tschechoslowakischen Staatssicherheitsdienst den Deutschamerikaner Helmut Gaensel als Zellenkumpanen ein, um Klein von diesem aushorchen zu lassen. Neben dem Wissen um den Schatz waren die Tschechen auch noch an speziellem Waffenwissen interessiert, das Klein zueigen gewesen sein soll.

Der Ort des Versteckes kann nicht fern des Konzentrationslagers gewesen sein, so wird vermutet, denn sonst wäre der logistische Aufwand zu groß gewesen. Außerdem wird in dem Stollen-Versteck bei Stechovice das legendäre Bernsteinzimmer vermutet, das meint zumindest Gaensel. Er behauptet, daß im April 1945 fünf Lastwagen mit geheimer Ladung aus Weimar nach Stechowitz kamen.

Das Geheimnis über den genauen Ort des Versteckes konnte man Emil Klein nicht abringen, weder durch Aushorchen noch durch Verhöre, die wohl auch Folter beinhalteten. Allerdings hatte Klein ein Notizbuch, in dem er viele Zeichnungen und Texte zu Papier brachte. Viele der Texte sind verschlüsselt. Klein wollte also etwas geheim halten. Ob das Geheimnis, wo das Nazigold versteckt ist, durch sein Notizbuch offenbart werden kann, ist nicht sicher. Es wimmelt darin außer von Zeichnungen von Waffensystemen und Stollenanlagen auch von Gedichten und Worträtseln, die auf den ersten Blick nichtssagend zu sein scheinen. Ob diese geheime Botschaften enthalten, nur kluges Ablenkungsmanöver oder Ergebnis geistiger Erschöpfung aufgrund der Folter und Verhöre sind, bleibt ungelöst.

Das etwas in den Stollen bei Stechowitz von den Nazis versteckt wurde, gilt als sicher. Denn im Sommer 1945 hatten die USA Truppen nach Stechovice entsandt, um 30 Kisten in den Westen zu transportieren. Darunter sollen sich Unterlagen des Geheimarchiv des damaligen NS-Staatsministers im Protektorat Böhmen und Mähren, K. H. Frank, sowie Register von Agenten der Gestapo und des Sicherheitsdienstes befunden haben. 1946 wurden die Kisten nach Protesten aus Prag den tschechoslowakischen Behörden zurückgegeben.

Auch wenn sich schon viele Leute auf die Suche nach dem Nazi-Schatz machten, so wurde er bis heute nicht gefunden. Das Gelände im Moldautal ist weit und zerklüftelt und das unterirdische Versteck könnte im Prinzip überall sein. Außerdem redete Emil Klein davon, dass es eine geheime chemische Substanz namens "Lyzin" (oder "Lyxin") gäbe, die man über Felsformationen geben könne und die diese dann zum "schmelzen" brächte und im Resultat wie natürliches Gestein aussähe.

Spezifikation des Codes

Emil Klein benutzte folgende Ersetzungstabelle:



Bei der Kodierung, die Klein benutzte, handelt es sich um eine monoalphabetische Substitution, dass heißt, ein Klartext-Buchstabe wird durch ein Symbol ersetzt. Allerdings gibt es hier eine Besonderheit: Die häufige zweistelligen Buchstabenkombinationen ER, EN, ST und CH haben jeweils ein eigenes Symbol.

Auch für die Umlaute Ä und Ü gibt es Symbole. Für die eher seltenen Zeichen C, Q, X, und Ö wurde noch kein Ersetzungssymbol gefunden, denn in den bisher öffentlich gewordenen verschlüsselten Notizbuchseiten kamen diese Buchstaben im Klartext nicht vor. Die Zuordnung der Symbole zu den Klartextbuchstaben gelang Armin Krauß durch Häufigkeitsanalyse und raten von Wörtern. Das Zeichen für Y wurde später durch Oliver Kuhlemann im Wort "Lyzin" gefunden.

Beispiele

Einfaches Beispiel

Klartext:Schreibmaschine
Kodiert:


Referenz auf Original Normalschrift

Klartext:Wer reitet so spät durch Nacht und Wind es ist
Kodiert:
Kodiert Original:

Vergleiche rechte Seite oben, erste Zeile:



Referenz auf Original Auf-Kopf-Schrift

Manchmal benutze Emil Klein auch den einfachen Trick, seine Geheimschrift auf den Kopf gestellt zu schreiben. Wahrscheinlich drehte er dazu einfach sein Notizbuch um 180 Grad und benutzte seine gewohnten Geheimschrift.

Klartext:Dabei wurde nicht Lyzin zum Steineschmelzen ben (utzt)
Kodiert:
Kodiert Original:

Vergleiche fünfte Zeile:



Code / Chiffre online dekodieren / entschlüsseln bzw. kodieren / verschlüsseln (Decoder / Encoder / Solver-Tool)

Quellen, Literaturverweise und weiterführende Links

Cipherbrain-Blog von Klaus Schmeh von 2022: Gelöst: Das Notizbuch von Emil Klein
Die Welt-Artikel "Schatzsuche im Moldautal" von 1995
ZDF-Dokumentation von 2020: Geheime Unterwelten der SS: Das Geheimnis von Stechovice
Artikel der taz von 1993: Zwei Jäger auf der Suche nach dem Hitler-Schatz
Artikel der Daily Mail UK von 2016: Treasure hunters say they are close to finding £50 BILLION Nazi treasure left behind by Hitler's forces as they fled Czech town in 1945
Website von Helmut Gaensel