Alphabetum Henochium, Sprache der Engel

Herkunft / Verwendung: Das Alphabetum Henochium geht auf die magische henochische Sprache zurück, die angeblich 1582 in London mittels Kristallomantie an ein Medium übermittelt wurde. Sie soll der Kommunikation Gottes mit seinen Engeln dienen; das Medium will es von Engeln empfangen haben. Sie wird deswegen auch als "Sprache der Engel" bezeichnet.

Als Medium bezeichnet man eine Person, die von sich selbst behauptet, Nachrichten von Verstorbenen, Engeln, Geister, oder übernatürlichen Wesen aus dem Jenseits, dem Himmeln, dem Schattenreich oder einer anderen Dimension empfangen zu können. In der Parapsychologie wird der Begriff dabei unabhängig von kulturrelativen religiösen oder okkulten Weltbildern verwendet.

Am 10. März 1582 soll das Medium Edward Kelley alias Edward Talbot (geboren am 1. August 1555 in Worcester (England); verstorben wahrscheinlich 1597 ), ein englischer Alchemist und Spiritist als Erster Botschaften in der henochischen Sprache empfangen haben, die er dem Mathematiker, Geograph und Alchemisten John Dee (1527-1608), damals Hofastrologe und Berater der englischen Königin Elisabeth I. in einem Diktat zu Protokoll gab während Kelley sich in Trance befand.

Von 1581 bis 1587 führte John Dee eine Reihe von magischen Operationen aus, deren Ziel es war, von den Engeln Gottes die Weisheiten zu erlangen, von denen er glaubte, sie seien mit den biblischen Patriarchen verloren gegangen. Im März 1582 lernte er Edward Kelley kennen, seinen einzigen Gehilfen bei diesem Vorhaben. Kelley war Rechtsgelehrter von zweifelhaftem Ruf, da er, bevor er Dee kennenlernte, wegen Betruges verurteilt worden war. Die Strafe für sein Vergehen war der Verlust der Ohren, welche ihm nach dem Prozess abgeschnitten wurden.

Während der Sitzungen schaute Kelley in eine Kristallkugel und verfiel in Trance. Diese Kristallkugel, in den Manuskripten als Schaustein bezeichnet, lag auf dem Sigillum Dei Aemeth, welches in der Mitte der Tabula Sancta platziert war. Nach den vorbereitenden Gebeten, die häufig über eine Stunde in Anspruch nahmen, stieg den Schilderungen Kelleys zufolge ein Licht aus dem Kristall und schwebte zu Edward Kelley, welcher daraufhin begann, die Nachrichten der Engel zu übermitteln.

Kelley behauptete, dass Gott in dieser Sprache mit seinen Engeln kommunizieren würde. Er selbst wollte sie von Engeln, nicht von Gott direkt empfangen haben. Auch Dee zufolge war die henochische Sprache die Sprache der Engel und bis dahin unbekannt. Der namensgebende Henoch war ein biblischer Patriarch, der verschiedenen Berichten zufolge großes Wissen direkt aus göttlicher Quelle erhielt und in den Himmel entrückt wurde, ähnlich Elija.

Ab 1888 fand die henochische Sprache als magisches Praktik Einzug bei dem Order of the Golden Dawn, besser bekannt als Hermetic Order of the Golden Dawn (Hermetischer Orden der Goldenen Dämmerung, kurz Golden Dawn). Diese war eine magische Geheimgesellschaft, die am 12. Februar 1888 von William Robert Woodman, Samuel Liddell MacGregor Mathers und William Wynn Westcott in England gegründet wurde.


Zusammen mit der henochischen Sprache werden eine Reihe von Diagrammen, Symbolen und Tafeln benutzt. Ein spezielles Diagramm stellt dabei das Sigillum Dei Æmeth ("Siegel Gottes", Abbildung rechts, Version von John Dee, 1582) dar, welches in seiner besonderen Komplexität mehrere Tafeln und Symbole kombiniert.

Um ein zentrales Pentagramm ist ein Heptagramm, also ein siebenzackiger Stern angeordnet, dessen Kanten mit Worten und Symbolen gefüllt sind. Darum ordnet sich ein siebeneckiges Polygon an, das wiederum von einem Kreis eingeschlossen wird. So gut wie alle Winkel und Kanten sind mit Buchstaben und Symbolen, meist auf verwirrende Weise, beschriftet.

Mit dem magischen Sigillum Dei Æmeth soll es einem in die magischen Künste eingeweihtem Meister-Magier möglich sein, Macht über alle Geschöpfe, mit Ausnahme der Erzengel, zu gewinnen und schon zu Lebzeiten die sonst nur den Seligen und Engeln vorbehaltene Schau Gottes (visio beatifica) erlangen zu können. Zu sagt zumindestens das Liber iuratus, der Handschriften aus der Zeit seit dem 14. Jahrhundert überliefert. Dieses gibt folgende Beschreibung des Siegels:
Zuerst mache einen Kreis, dessen Durchmesser drei Finger betragen soll, wegen der drei Kreuznägel des Herrn, oder fünf Finger wegen der fünf Wunden Christi, oder sieben wegen der sieben Sakramente, oder neun wegen der neun Ordnungen der Engel; üblicherweise pflegt er jedoch fünf Finger zu betragen.
Dann mache innerhalb dieses Kreises einen zweiten, der von dem ersten zwei Korn entfernt sei wegen der zwei Gesetzestafeln Mosis, oder drei Korn wegen der Personen der Trinität.

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Die Tabula Sancta ist ein magischer Apparat, den Dee und Kelley nutzten. Er bestand aus einer ganzen Reihe von Tafeln und Symbolen die auf vier Füßen steht und so zu einem "heiligen Tisch" wird. Die quadratische Platte des Tisches ist umrandet von 23 mit einzelnen henochischen Buchstaben gefüllten Quadraten, wobei die Eckfelder jeweils den Buchstaben "B" enthalten. Die davon eingegrenzte Fläche enthält ein Hexagramm, dessen nur gleichschenklige Dreiecke sich nicht mittig überlagern, wodurch innere Fläche in die Länge gezogen ist. Im Hexagramm befindet sich eine Tafel aus Rechtecken, welche drei Felder breit und vier Felder hoch ist. Um diese zentrale Tafel sind sieben überwiegend quadratische Tafeln angeordnet, welche den klassischen sieben Planeten zugeordnet sind.

Übersetzung der Geheimschrift / Geheimzeichen

Beispiel

Klartext:Beispielklartext
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Quellen, Literaturverweise und weiterführende Links